Hat ein Kind Stress, möchte es sich anschließend geborgen fühlen. Eine liebevolle Umarmung von Mama ist in solchen Situationen das Allerbeste. Doch nicht immer ist die Mutter in der Nähe und kann Trost und Entspannung spenden. Das muss aber auch nicht sein. Wie US-amerikanischer Forscher nun in einer Studie herausfanden, wirkt bereits ein kurzes Gespräch am Telefon positiv auf das hormonelle Gleichgewicht.
Verantwortlich für das Wohlfühlen nach engem Kontakt mit einem geliebten Menschen ist das so genannte „Kuschelhormon" Oxytocin. Es wird durch Berührungen und Streicheln freigesetzt und intensiviert die Bindung zwischen Mutter und Kind, aber auch zwischen Partnern. Eine Alternative zu körperlichem Kontakt kann nach den neuesten Erkenntnissen auch eine rein verbale Auseinandersetzung mit den Liebsten sein. Die Forscher ermittelten bei rund sechzig Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren den Oxytocin-Wert sowie die Konzentration des Stresshormons Kortisol. Die Probandinnen mussten anschließend vor Publikum sprechen und eine Rechenaufgabe lösen.
Nach Bewältigung der Stresssituation durfte sich ein Drittel der Mädchen von der eigenen Mutter umarmen lassen. Ein Drittel der Testpersonen telefonierte mit Mama, ein Drittel hatte keinen Kontakt und sah sich stattdessen einen Film an. Vor dem öffentlichen Auftritt war der Kortisolwert, gemessen im Speichel, bei allen Testpersonen stark erhöht. Mit Interesse beobachteten die Wissenschaftler die Veränderung des Wertes bei den drei Testgruppen. In der Gruppe, in der die Mädchen körperlichen Kontakt mit ihrer Mutter hatten, normalisierte sich die Kortisolkonzentration innerhalb von einer halben Stunde nach dem Ende der Stresssituation. Doppelt so lang dauerte es bei den Mädchen, deren Mutter nach dem Auftritt angerufen hatten. Die Mädchen ohne Kontakt zur Mutter hatten auch nach einer Stunde noch einen deutlich erhöhten Wert des Stresshormons.
Das Kuschelhormon Oxytocin war hingegen bei allen Mädchen, die in irgendeiner Weise Kontakt mit der Mutter gehabt hatten, auch noch eine Stunde hiernach deutlich über dem Normalwert nachweisbar. Die dritte Gruppe wies derweil einen sehr niedrigen Oxytocin-Wert auf. Die Forscher lesen aus den Ergebnissen ab, dass auch nicht-körperlicher, sogar nur verbaler Kontakt bereits eine sehr wichtige Rolle in zwischenmenschlichen Beziehungen spielt. Ein kurzes Telefonat könne Berührungen zwar nicht gänzlich ersetzen, wirke aber zumindest kurzfristig fast so stark wie eine Umarmung. Das sollte uns jetzt aber auf keinen Fall davon abhalten, so oft es geht mit unseren liebsten Menschen zu kuscheln.
Letzte Aktualisierung am 11.06.2010.