Sie fühlt sich an wie eine Erkrankung, ist in Wirklichkeit aber nichts weiter als eine völlig normale, wenn auch lästige, Reaktion des Körpers: Die Reiseübelkeit, vielen bekannt von längeren Auto-, Bahn- oder Busfahrten. Wirken ansonsten unbekannte Reizkombination von außen auf unseren Organismus ein, bringt der seine Verwirrung darüber häufig in Form von Unwohlsein, Blässe, kalten Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen zum Ausdruck. Denn der Körper kann mit den aus seiner Sicht teilweise widersprüchlichen Informationen, die Tast- und Gleichgewichtssinn liefern, wenig anfangen. Denn während sich der Mensch scheinbar in einer ruhigen Position befindet, wird er beim Fahren in Auto, Bus oder Bahn durch schlingernde und schaukelnde Bewegungen durchgeschüttelt.
Auch Flug- und Schiffsreisende sind häufig von Reiseübelkeit betroffen, in letzterem Fall spricht man dann von Seekrankheit. Auch hier gilt aber: Keine Krankheit, sondern „Protest" des Körpers gegen unvereinbare Reizkombinationen. Besonders Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren aber auch viele Jugendliche und Erwachsene reagieren empfindlich auf solche Situationen. Säuglinge hingegen sind in der Regel nicht betroffen.
Um der Übelkeit oder dem Erbrechen vorzubeugen, kann man, gerade auf längeren Reisen, einige Tipps beherzigen. Wer auf Rädern unterwegs ist, also im Auto oder Bus, sollte nach Möglichkeit in der Mitte des Fahrzeugs sitzen und zwar mit dem Gesicht in Fahrtrichtung. Dabei kann es helfen, einen weit entfernten, unbeweglichen Punkt am Horizont zu fixieren. Der Blick aus dem Seitenfenster oder Aktivitäten wie Lesen sind zu vermeiden. Wichtig ist, dass genügend frische Luft ins Fahrzeuginnere gelangt und üble Gerüche vermieden werden.
Auf nüchternen Magen angetreten kann die Fahrt schon einmal zur Tortur werden. Aber auch nach einem üppigen, fettigen und schwer verdaulichen Mahl reagiert der Magen oft empfindlich. Optimal ist es, die Fahrt häufiger durch ausgiebige Pausen zu unterbrechen und auf festem Boden einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen.
Wenn all diese Hinweise nicht helfen, können sich Betroffene ab zwei Jahren durch die Einnahme bestimmter Medikamente helfen. Häufig werden hier Dimenhydrinat und Diphenhydramin, zwei Antihistaminika, empfohlen. Diese besänftigen den für den Brechreiz zuständigen Teil des Gehirns, führen aber zu Müdigkeit und eingeschränktem Reaktionsvermögen. Auch diese Mittel sind vorbeugend einzunehmen, in Tabletten- oder Drageeform zirka eine halbe Stunde vor Reiseantritt. Sofort wirksam sind Reisekaugummis, wenn sie bei ersten Übelkeitserscheinungen gekaut werden. Wenn bereits erbrochen wurde, können Zäpfchen die weitere Fahrt erträglicher gestalten.
Neben der Schulmedizin hat auch die Naturheilkunde ein Mittel gegen die Reiseübelkeit auf Lager. So sollen Produkte aus dem Ingwerwurzelstock bereits im Altertum gegen Seekrankheit angewandt worden sein. Deren Wirksamkeit ist jedoch bislang durch Studien nicht abschließend bewiesen. Für sie spricht allerdings, dass sie - anders als die Antihistaminika - kaum Nebenwirkungen haben. Insbesondere führen Ingwerwurzelstock-Präparate nicht zu Müdigkeit und eingeschränkter Reaktionsfähigkeit.
In jedem Fall ist es sinnvoll, sich von einem Arzt hinsichtlich der passenden Behandlung oder vorbeugenden Maßnahmen beraten zu lassen, wenn die Neigung zur Reiseübelkeit besteht.
Letzte Aktualisierung am 01.07.2010.