Das Stottern ist eine der am weitesten verbreiteten Sprachstörungen unserer Zeit. Kinder im Vorschulalter haben oft das Problem, dass ihnen bestimmte Worte nicht einfallen und sie so lange das vorherige Wiederholen, bis der Knoten geplatzt ist. Dies legt sich aber in der Regel mit etwa fünf Jahren ganz von selbst - die Sprachstörung verwächst sich quasi. Doch hin und wieder legt sich die eigentlich vorübergehende Problematik nicht in diesem Alter. Dann sollten Eltern handeln - und zwar zeitnah und richtig.
Welche Gründe mag es wohl haben, dass einige Kinder stottern und andere nicht? Auf diese Frage konnte die Medizin bislang keine Antwort finden. Sicher ist aber, dass das meist vorübergehende Sprachphänomen bei Jungen rund viermal häufiger vorkommt, als bei Mädchen und rund ein Prozent der Bevölkerung darunter leiden - und zwar weitgehend unabhängig von der ethnischen Herkunft. Die Ursachen des Stotterns sind sowohl in der Genetik, in starken traumatischen Erlebnissen oder einfach in der Nervosität des Kindes zu suchen. Aus dem temporären Stottern kann aber auch ein dauerhaftes werden, wenn das betroffene Kind starken Hänseleien aufgrund seines Sprachfehlers ausgesetzt ist oder das Gefühl hat, dass sich nur durch das Stottern die gewünschte Aufmerksamkeit der Eltern erreichen lässt.
Das vorübergehende Stottern äußert sich meist in der Wiederholung ganzer Worte, wenn dem Kind das Wort, das es als nächstes sagen möchte, nicht schnell genug einfällt. Dies liegt dann in der Regel an der sich noch in der Entwicklung befindlichen Sprach- und Denkfähigkeit und verwächst sich im fünften oder sechsten Lebensjahr. Die dauerhafte Sprachstörung führt häufig dazu, dass einzelne Laute oder Wortsilben wiederholt, Anfangslaute lange tonlos herausgepresst oder andere Laute lange gezogen werden. Auch abgebrochene Sätze, eine große Anspannung und Anstrengung beim Sprechen oder die Vermeidung schwieriger Wörter, Laute und Silben kann auf ein Sprachproblem hindeuten, welches über das normale kindliche Stottern hinausgeht.
Häufig lässt sich der Stress, der bei dem betroffenen Kind durch das Sprechen ausgelöst wird, von außen erkennen. Das Kind schwitzt, bewegt die Kopf- und Gesichtsmuskulatur übermäßig und wirkt stark angespannt. Oft entwickeln sich dann ganz automatische Umgehungsstrategien, die vermeintlich problematische Laute oder Silben beim Sprechen auslassen und so den gesamten Wortschatz verändern. Das ist aber keinesfalls eine Lösung des Stotterproblems, da hierdurch eine noch größere Angst vor dem Stottern, letztlich auch vor dem Sprechen an sich, erzeugt wird.
Wenn das Stottern einmal erkannt ist, wenden Eltern sich am besten an den Kinderarzt. Dieser kennt Adressen von Sprachtherapeuten, Logopäden, Sprachheilpädagogen oder Atem- und Sprechlehrern. In der Therapie geht es dann vor allen Dingen darum, dem Kind die Angst vor dem Sprechen zu nehmen und ihm ein Gefühl für die richtige Atem- und Sprechrhythmik zu geben. Dies wird häufig durch Lieder, rhythmische Sprech- und Versübungen sowie Rollenspiele erreicht. Damit eine Therapie Erfolg haben kann, sollte sie so früh wie möglich ansetzen. Je später die Behandlung beginnt, desto schlechter die Chancen auf eine vollständige Heilung des Stotterns. Spätestens, wenn das Kind in die Grundschule kommt, sollte das Stottern vorüber sein. Liegt die Sprachstörung dann noch immer vor, ist es für die Eltern angezeigt, mit dem Arzt zu sprechen und dafür zu sorgen, dass eine Therapie in die Wege geleitet wird.
Letzte Aktualisierung am 18.10.2010.