Man kann die Kinder nicht ein Leben lang vor allem beschützen, auch wenn man das gerne würde. Eines Tages, je nach Kind in ganz unterschiedlichem Alter, kommen die ersten Fragen zum Thema Kinderkriegen. Woher kommen die Kinder? Das ist noch relativ einfach zu beantworten. Bei ganz kleinen Kindern, die sich beispielsweise auf ein Geschwisterchen freuen, genügt eine kurze Antwort: „Die Kinder kommen auf Mamas Bauch, wo sie vorher eine ganz Weile sicher heranwachsen." Wird das Kind älter, nehmen meist auch die Fragen an Präzision und Tiefe zu. Dann ist es für Eltern wichtig, keine Tabuthemen zu schaffen, sondern offen und ehrlich über dieses ganz natürliche Thema mit dem Kind zu sprechen.
Dabei kann es, besonders bei jüngeren Kindern, helfen, wenn sich in der Familie eine eigene Sprache zu dem Thema Sexualität entwickelt, die - ohne zu verniedlichen - einen eingeschworenen, privaten Rahmen schafft, in dem unverkrampft über dieses scheinbar peinliche Thema gesprochen werden kann.
Spätestens im Schulalter sollten Kinder zu einem gewissen Maß aufgeklärt sein, da sonst im Umgang mit Gleichaltrigen mitunter krude Vorstellungen von Sexualität und Fortpflanzung entstehen. Ist das Kind bereits in der Schule, liegt die Initiative im Zweifel bei den Eltern. Denn möglicherweise ist es dem Kind unangenehm, das Thema anzusprechen. Eltern sollte sich dann behutsam an die Aufklärungsproblematik herantasten und ausloten, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ein wichtiger Punkt ist, dass Kinder verstehen, dass es sich bei Sexualität um einen Akt der Liebe und Zuneigung handelt, der mit sehr viel Gefühl verbunden ist und nicht nur dem Zeugen von Kindern dient.
Es ist nicht nötig, das eigene Sexualleben und die intimsten Geständnisse vor dem eigenen Kind auszubreiten. Viel mehr sollte ein unverkrampfter und offener Umgang mit der Thematik an den Tag gelegt und alle Fragen des Kindes ernst genommen und beantwortet werden. Denn spätestens in der Schule entstehen Konfrontationen und es gibt Berührungspunkte mit für Kinder oft lustige Ausdrücke wie „ficken" oder „bumsen", deren Bedeutung den Heranwachsenden noch völlig unklar ist. Das Kind muss in der eigenen Familie das Gefühl haben, dass über alle Themen offen gesprochen werden kann und dass keine Rede- und Denkverbote oder Tabus existieren. Auch sollten Eltern ihr Kind sensibilisieren, was den Umgang mit sexuell orientierten Schimpfwörtern wie „Fotze" oder „Schwuchtel" angeht. Hier sind klare Grenzen gefragt. Das Kind muss begreifen, dass sich andere Menschen durch solche Titulierungen verletzt fühlen und eine schöne und intime Sache, nämlich die Sexualität, dadurch in den Schmutz gezogen wird.
Letzte Aktualisierung am 02.12.2010.