Wenn Erwachsene an das Lernen denken, dann erinnern sie sich nicht selten an die eigene Schulzeit. Im Laufe des Erwachsenwerdens macht jeder seine eigenen Erfahrungen und sammelt Eindrücke darüber, was in Sachen Wissensaneignung von einem verlangt wird. Dabei gibt es gerade in der Kindheit sehr klare Muster und Prinzipien, nach denen Wissen erlangt wird, der Mensch sich an neue Informationen herantastet. Das Lernen der Kinder ist komplex und folgt bestimmten Regeln, in die sich Erwachsene nur selten hineindenken können.
Apropos Regeln: Kinder lernen, sich an Regeln zu halten, indem sie spielen. Dabei heißt spielen nicht nur, dass Kinder toben und Quatsch machen. Spielen bedeutet viel mehr, mit Regeln zu spielen. Kinder denken sich die Regeln für ihre eigenen Spiele aus und erfinden diese immer wieder neu. Sie kommunizieren diese Richtlinien und verändern so den Verlauf des Spieles. In der Gruppe bestimmt jeder einmal eine Regel und alle anderen müssen sich daran halten. Diese komplexe Gruppendynamik hilft Kindern, sich auf das spätere Leben vorzubereiten, das Regeln in vielen Facetten und in zahllosen Situationen bereit hält. Spielerisches Lernen empfinden Kinder aber nicht als harmloses Spiel. Sie nehmen die Aktivität ernst und sind konzentriert bei der Sache. Erwachsene unterschätzen die Bedeutung des Spiels häufig und neigen dazu, es lächelnd abzutun. Doch es ist ein unabdingbarer Bestandteil kindlichen Lernens.
Doch das ist erst der Anfang. Kinder lernen mit allen Sinnen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Kinder täglich mindestens eine Stunde lang körperlich aktiv sind. Sie lernen dann, wenn sie Dinge berühren, mit ihnen umgehen. Abstraktes Wissen findet erst mit fortschreitendem Alter Zugang zu den Kindern. Sie lernen aus Neugier am besten, experimentieren und erforschen ihre Umgebung. Das Zusammenwirken von aufgeworfenen Fragen, selbst entwickelten Theorien, einer plausiblen Antwort und dem Spiel mit der Lösung ist für kindliches Lernen sehr wichtig. So können die Heranwachsenden Informationen gut verarbeiten und auf andere Situationen übertragen.
Das Erfolgserlebnis, wenn ein Kind etwas neues erfahren und gelernt hat, will es mit anderen Teilen. Es kommuniziert die neue Erkenntnis und wünscht sich Anerkennung. Und es lernt weiter, indem es Fragen stellt. Eltern sollten also nicht genervt reagieren, wenn ihr Kind etwas fragt. In der jeweiligen Situation hat etwas sein Interesse geweckt und dieses Interesse will befriedigt werden. Die Fragen eines Kindes sind daher immer ein Grund zu Freude, ein Zeichen für Interesse und Wissbegierde. Und dieses Interesse muss nicht immer mit dem der Eltern übereinstimmen. Oft geht die Neugier des Kindes in eine völlig unerwartete Richtung. Die Eltern haben möglicherweise eine bestimmte Aktivität oder einen Ausflug geplant und das Kind interessiert sich plötzlich für etwas ganz anderes. Persönliche Vorlieben sind eben so verschieden, wie die Menschen - in diesem Fall die Kinder - selbst.
Das Leben ist für viele Menschen ein einziger Wettkampf, in dem es immer darum geht, der oder die Beste zu sein. Doch Kinder kennen diese Art der Konkurrenz nicht, wenn es um das Lernen geht. Kinder lernen aus Spaß, aus Interesse und Neugier und nicht, um mehr zu wissen als ihre Altersgenossen. Das ändert sich in der Schulzeit, in der es gezwungenermaßen auf Noten und Vergleiche ankommt. Dann dürfen Eltern und Lehrer nicht den Fehler machen, dem Kind eine Lernmethode aufzuzwingen. Diese wird es selbst wählen und für sich individuell weiter entwickeln. Nach wie vor wird es Dinge schneller und einfacher lernen, für die es sich interessiert und eine Begeisterung entwickelt. So sind Kinder, so sind Menschen eben.
Letzte Aktualisierung am 29.01.2014.