Aufgabe der Eltern ist es, für ihr Kind zu sorgen. So steht es schon in § 1626 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches und für viele Menschen ist es auch so schon eine Selbstverständlichkeit. Zur Sorge um das Wohl des Kindes und dessen Entwicklung gehört selbstverständlich auch die Erziehung. Dabei hat naturgemäß jeder Mensch - ob Kind oder Erwachsener - unterschiedliche Vorstellungen. Dieser Umstand führt häufig zu Unklarheiten und Konflikten, insbesondere wenn bei der Erziehung des Kindes auch die Großeltern eine gewichtige Rolle einnehmen.
Dass dem so ist, ist für sich genommen überhaupt nicht schlimm - im Gegenteil, es ist für das Heranwachsen des Sprösslings äußerst wichtig. Doch aus der guten Oma- oder Opa-Kind-Beziehung wird schnell ein Problem für Eltern, deren Ansichten zur vermeintlich richtigen Erziehung so gar nicht mit denen ihrer eigenen Eltern übereinstimmen. Konflikte kann es zum Beispiel dann geben, wenn Eltern und Großeltern unterschiedliche Maßstäbe bei der Frage anlegen, was erlaubt ist und was nicht. Kinder profitieren von Regeln und Grenzen ebenso wie von Freiheiten, wenn diese Grenzen aber uneinheitlich sind, kommt es mitunter zu Schwierigkeiten. Während beispielsweise Oma vor dem Essen ein Stück Schokolade erlaubt, ist es bei Mama verboten. Papa mag es gar nicht, wenn das Kind in der Wohnung mit dem Ball spielt, während Opa da weniger streng ist.
Diese und weitere Beispiele sind es, die Kinder dazu bringt, einmalige Zugeständnisse als dauerhafte Ansprüche an die Erziehungsberechtigten zu verstehen. Eltern müssen hier ihre Position klar kommunizieren und eindeutig zeigen, dass die elterlichen Regeln auch dann noch gelten, wenn Oma und Opa mehr zulassen. Den Unwillen des Kindes muss man dann schlicht in Kauf nehmen. Einen Lerneffekt bringt dies allemal und verhindert, dass Die Eltern-Großeltern-Kind-Konstellation zu einem Gegeneinander-Ausspielen wird.
Der positive Effekt der momentanen Strenge und Unnachgiebigkeit geht aber noch weiter: Viel fataler wäre es, die Regeln jedes Mal zu lockern und zu verändern, wenn es aufgrund großelterlicher Einmischung geboten erscheint. Auch wenn zunächst Protest beim Kind aufkommt, so braucht es doch die Sicherheit und Gewissheit, dass bestimmte Dinge einfach konstant sind und sich nicht ändern. Vor diesem Hintergrund kann die Forderung des Kindes, dies oder jenes zu erlauben, „weil ich das bei Oma auch darf", als Wunsch nach einheitlichen Regeln verstanden werden. Wenn Eltern hier auf ihren Standpunkt bestehen, lernt das Kind, dass in verschiedenen Lebensbereichen ebenso unterschiedliche Rahmenbedingungen gelten können. Später in der Schule zum Beispiel wird es von dieser Erfahrung profitieren.
Gleichwohl sollten sich Eltern und Großeltern in Fragen der Kindererziehung möglichst umfassend austauschen und auch unterschiedliche Ansichten des anderen respektieren. Auch wenn die frisch gebackenen Eltern Tipps und Einmischungen als Verletzung ihrer Eigenständigkeit empfinden mögen, sollten sie die Erfahrung ihrer eigenen Eltern nicht als überholt abtun, sondern stattdessen davon profitieren. Schließlich ist der Umgang mit den Großeltern gleichsam ein wichtiger Teil der positiven Kindesentwicklung und eine Entlastung für die Eltern. Unterschiedliche Standpunkte und Probleme sollten offen angesprochen werden. Wenn alle Erwachsenen an einem Strang ziehen, bieten sie dem Kind damit die Sicherheit, die es zum Aufwachen in seinem Umfeld benötigt.
Letzte Aktualisierung am 03.08.2011.