Sobald diese ersten Fragen aufkommen, müssen Eltern ihre Scham, die sich mit den Jahren und aus unserer Kultur heraus entwickelt haben mag, ein Stück weit überwinden und es tunlichst vermeiden, das Thema Sexualität zu einem Tabu zu erklären, über das nicht gesprochen werden darf. Akzeptieren Sie stattdessen, dass Sie früher oder später nicht um einige Antworten herumkommen - und schließlich ist es besser, Ihr Kind lernt diese Dinge von Ihnen, als völlig fernab Ihrer Kontrolle von anderen Menschen, wie beispielsweise auf dem Schulhof im Gespräch mit anderen Kindern.
Bereits in den ersten Schuljahren sind Fragen nach der eigenen Sexualität und zur Fortpflanzung ganz natürlich und lassen sich praktisch nicht vermeiden. So sollten Sie sich darauf einstellen, erklären zu müssen, was Sie mit ihrem Partner - also Mama und Papa - gemeinsam im Bett machen, nämlich dass es sich hierbei um einen intimen Moment handelt, in dem sich zwei Menschen sehr lieb haben und in dem der Mann sein steifes Glied in die Scheide der Frau steckt. All diese Dinge, die auf den ersten Blick anrüchig klingen, sind es eigentlich nicht. Für das Kind, das neugierig ist, sind es Fakten, die es die Welt um sich herum und ab einem gewissen Zeitpunkt, der beginnenden Pubertät, auch die Veränderungen des eigenen Körpers besser verstehen lässt.
So wird ein Mädchen vielleicht früher oder später fragen, warum es keinen Penis hat. Auch erforschen Kinder mit Sicherheit ab einem gewissen Zeitpunkt die sexuelle Erregung. „Wenn ich an mir herumspiele, dann passiert etwas mit mir. Ist das in Ordnung?", könnte dann eine Frage lauten. Sie sollten in diesem Moment klarstellen, dass es selbstverständlich okay ist, den eigenen Körper zu erforschen. Allerdings ist dies wie viele Aspekte der Sexualität ein privater Akt, der nicht für die Augen anderer Menschen bestimmt ist. So ist Nacktsein in der Wohnung kein Problem - solange niemand zu Besuch ist -, in der Schule oder draußen ist es jedoch nicht angebracht. Denken Sie immer daran, eine klare Linie zwischen intimen sexuellen Momenten und dem Umgang mit anderen zu ziehen.
Leider sind Wörter wie „Schwuchtel" heute auf vielen Schulhöfen gängige Beschimpfungen. Oft wissen die Kinder, die solche Dinge von sich geben, gar nicht, was es eigentlich bedeutet, wenn jemand schwul oder lesbisch ist. Auch hier sind Sie als Eltern gefragt und müssen erklären, dass eben einige Männer andere Männer, einige Frauen andere Frauen lieben und auch zwischen Menschen des gleichen Geschlechts Sexualität etwas normales und überhaupt nicht unnatürlich ist. Weisen Sie darauf hin, dass es auch viele prominente Homosexuelle gibt und in der heutigen Zeit die gleichgeschlechtliche Liebe gesellschaftlich weitgehend akzeptiert ist.
Wenn Sie unsicher sind, wie Sie den einen oder anderen Aspekt der Sexualität Ihrem Kind erklären sollen, machen Sie kein Geheimnis daraus, dass auch Eltern nicht alles wissen und suchen Sie Hilfe in speziellen Ratgebern zur kindlichen sexuellen Aufklärung, die viele Themen auch dem Alter des fragenden Kindes entsprechend aufbereiten. Vermeiden Sie es, Unwissenheit mit Improvisation zu überspielen und erklären Sie nur das, was Sie auch selbst wirklich sicher wissen. Schließlich wollen - oder müssen - Sie Ihr Kind ja auf- und nicht verklären.
Letzte Aktualisierung am 13.09.2011.