Bilderbücher und pädagogisches Spielzeug haben einen erwiesenen Nutzen – im Alter von vier Jahren werden entscheidende Weichen für die weitere Entwicklung des kindlichen Gehirns gestellt
Es ist keine neue Erkenntnis, dass Kindheitserfahrungen die Entwicklung des Gehirns prägen. Meist wird dies jedoch am Beispiel von Kindern, die missbraucht wurden oder andere Traumata durchlebten, aufgezeigt. Martha Farah, Neurowissenschaftlerin an der Universtät von Pennsylvania, beleuchtete dieses Thema von einer anderen Seite. Sie wollte wissen, wie ganz normale Erfahrungen in der Kindheit die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen.
Intelligenz der Kinder fördern
64 Teilnehmer wurden über 20 Jahre lang im Rahmen der Studie begleitet. Die Forscher besuchten die Kinder im Alter von vier Jahren zu Hause. Sie hielten Details über ihr Leben fest: Wie viele Kinderbücher gab es? Welche Art von Spielzeug war vorhanden? Gab es Lernspielzeug, mit dem die Kinder Farben oder Zahlen lernen konnten? Wie stand es um die musikalische Förderung? Waren Musikinstrumente oder Spielzeuginstrumente vorhanden usw.? Mithilfe dieser Daten ermittelten die Forscher die kognitive Stimulation der Kinder. Außerdem versuchten die Forscher die elterliche Fürsorge einzuschätzen und festzustellen, wie viel Unterstützung und Wärme das Kind von den Eltern bekam. Als die Kinder acht Jahre alt waren, wurden die gleichen Umfragen erneut durchgeführt. Im Alter zwischen 17 und 19 Jahren wurden die Gehirne der Teilnehmer gescannt.
Farahs Studienergebnisse zeigten, dass die Entwicklung der Hirnrinde (Cortex) im späten Teenageralter in einem engem Zusammenhang stand mit der kognitiven Stimulation im Alter von vier Jahren. Alle anderen Faktoren inklusive der elterlichen Fürsorge während der gesamten Kindheit sowie die geistige Stimulation im Alter von acht Jahren, zeigten keine vergleichbar signifikanten Auswirkungen.
Farah fand heraus, dass die Großhirnrinde der Teilnehmer, die im Alter von vier Jahren besonders gefördert worden waren, dünner war als die anderer Teilnehmer. Die Stärke des Cortex variiert mit der Intelligenz: Je dünner die Hirnrinde, desto intelligenter der Proband. Als sich die jugendlichen Teilnehmer dem Gehirnscan unterzogen, nahmen sie auch an einem Sprachtest teil. Es zeigte sich, je dünner der Cortex, desto besser das Sprachverständnis.
Somit scheint die kognitive Stimulation der Kinder im Alter von vier Jahren der Schlüsselfaktor für die Entwicklung des Gehirns zu sein. Die Studie beweist einmal mehr, wie wichtig die Rolle von Eltern und Betreuern ist, wenn es darum geht, dass Kinder ihre kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten bestmöglich entwickeln können.