Wer kurzsichtig ist, hat Probleme damit, Gegenstände in der Entfernung klar zu erkennen. Die in der Fachsprache Myopie genannte Fehlsichtigkeit, ist weit verbreitet. Gerade in den Industriestaaten beobachten Ärzte, dass Kurzsichtigkeit vor allem bei Kindern und Jugendlichen geradezu epidemische Ausmaße annimmt. Ursache sei, so meinen Forscher, das Freizeitverhalten der Kinder.
Auch wenn Myopie häufig vererbt wird, so scheinen auch zunehmend Umweltfaktoren eine Rolle bei der Entwicklung einer Sehschwäche zu spielen. Tageslicht ist offensichtlich ein bedeutender Faktor, wenn es darum geht, Kurzsichtigkeit zu vermeiden.
Eine taiwanesische Studie beobachtete 333 Schüler, die die Pausen zwischen den Unterrichtsstunden auf dem Spielplatz verbrachten. Diese Kinder, von denen sich die meisten vorher hauptsächlich drinnen aufgehalten hatten, verbrachten nun insgesamt 80 Minuten pro Tag im Freien. Die Kontrollgruppe in einer benachbarten Schule wurde nicht gezwungen, ihre Pause im Freien zu verbringen. Zu Beginn der Studie mussten sich beide Schülergruppen einer Augenuntersuchung unterziehen. Ein Jahr später wurde ihre Sehstärke erneut überprüft. Die Ergebnisse zeigten, dass von den Kindern, die ihre Zeit im Freien verbracht hatten, deutlich weniger eine Kurzsichtigkeit entwickelt hatten.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie, die 2005 in Dänemark durchgeführt wurde: 235 Schulkinder wurden in sieben saisonale Gruppen unterteilt. Der Anteil von Tageslicht in Dänemark schwankt je nach Jahreszeit zwischen fast 18 Stunden im Sommer und 7 Stunden täglich im Winter. Jeweils zu Beginn und zum Abschluss ihres saisonalen Intervalls wurde die axiale Augenlänge der Kinder getestet. Die axiale Länge ist ein wichtiges Maß, wenn es um die Bestimmung von Kurzsichtigkeit geht. Eine Verlängerung des Augapfels bedeutet eine Verschlechterung der Fehlsichtigkeit. Ergebnis der Untersuchung war, dass bei den Kindern, die am wenigsten Zugang zu Tageslicht hatten, die größte axiale Verlängerung messbar war. Das heißt also, dass die Kinder, die die meiste Zeit draußen bei Tageslicht verbracht hatten, weniger häufig unter einer Sehschwäche litten.
Viele Kinder bewegen sich heutzutage zu wenig, verbringen zu viel Zeit vor dem Computer oder dem Fernseher. Dieser Bewegungsmangel äußert sich in zunehmenden Gewichtsproblemen von Kindern und Jugendlichen. Nun scheint es, als ob auch die Sehstärke davon profitieren könne, wenn Kinder mehr Zeit draußen verbringen.
aktualisiert am 02.07.2013