Gehirnstrom-Messungen zeigen es: Babys erkennen Worte und Sprachmuster wieder, die sie bereits im Mutterleib gehört haben.
Vorsicht mit der Wortwahl in der Nähe schwangerer Frauen? Schon im Mutterleib hört das Baby offenbar, was „draußen“ vorgeht und gesprochen wird. Es erkennt, neueren Untersuchungen zufolge, sogar einiges davon später wieder.
Die Teile im Gehirn, die für die Verarbeitung von Gehörtem zuständig sind, werden nämlich bereits im letzten Drittel der Schwangerschaft aktiv. Aufnehmen kann das Ungeborene beispielsweise den Sprachrhythmus oder Musik. Die Akustik im Mutterleib ist recht gut und nur leicht gedämpft, so die Aussage von Eino Partanen, einem Spezialisten für kognitive Neurowissenschaften an der Universität von Helsinki.
Bereits 1988 entdeckte man, dass Neugeborene die Titelmelodie von Mutters Lieblings-Seifenoper problemlos wiedererkannten, mit der Muttersprache der Eltern vertraut waren und neugierig auf den Klang fremder Sprachen reagierten.
Doch diese frühen Studien basierten allein auf den beobachteten Verhaltensmustern von Babys. Partanen und sein Team dagegen erstellten EEGs, Elektroenzephalogramme, um nach den neuralen Spuren vorgeburtlicher Erinnerungen zu suchen. Wird ein Laut oft genug wiederholt, prägt er sich dem Gedächtnis ein und wird jederzeit wiedererkannt, sagt Partanen. Sogar bei einem schlafenden Baby kann dieser Wiedererkennungseffekt dann messbare Gehirnwellen erzeugen.
Das Forscherteam gab Schwangeren eine Tonbandaufnahme, die sie in den letzten Monaten vor der Geburt mehrmals in der Woche hören sollten. Das Band enthielt unter anderem Fantasiewörter wie „Tatata“, oft wiederholt und mit Musik durchsetzt. Mehrfach wurde die mittlere Silbe abgewandelt, ein Vokal ausgetauscht oder anders betont. Zum Zeitpunkt der Geburt hatten die Versuchsbabys das erfundene Wort durchschnittlich 25.000-mal gehört. Beim Test nach der Geburt erkannten diese Kinder das Wort und alle seine Variationen problemlos wieder. Sie reagierten auch dann mit messbaren Gehirnströmen, wenn das Wort anders betont oder mit anderen Vokalen ausgesprochen wurde. Das Erkennungssignal war umso stärker, je öfter die Mutter das Band abgehört hatte.
Das Testergebnis beweist die Aufnahmefähigkeit für detaillierte Informationen und Sprache schon im Mutterleib.
Ob dieses frühe Lernen bei Babys genutzt werden könnte, blieb dabei noch völlig offen. Zu viel Lärm beispielsweise könnte den Fötus auch überstimulieren und seinen Schlafrhythmus stören.
aktualisiert am 21.01.2014