Erwachsene, die heute in der Mitte des Lebens angekommen sind, müssen sich manchmal wundern: Sie gingen als Kind mit dem schweren Schulranzen auf dem Rücken zu Fuß zur Schule. Und wenn sie ihren Turnbeutel vergessen hatten, dann mussten sie dafür geradestehen und den Rüffel des Lehrers über sich ergehen lassen.
Heute werden viele Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht und wieder abgeholt. Bei den Hausaufgaben können sie auf die permanente Hilfe ihrer Eltern zählen, der vergessene Turnbeutel wird ihnen hinterhergetragen und bei einer schlechten Note muss nicht das Kind, sondern der Lehrer den Eltern Rede und Antwort stehen.
Helikoptereltern werden diese Mütter und Väter genannt, die ihre Kinder nicht aus den Augen lassen können und ihrem Nachwuchs am liebsten alles abnehmen möchten. Für viele Kinder ist es heute normal, dass ihre Eltern immer da sind, um ihre Probleme zu lösen. Doch was aus Liebe und Fürsorge geschieht, ist für das Kind nicht unbedingt von Vorteil.
Kinder immer mal wieder zu verwöhnen und zu belohnen, sie spüren und wissen zu lassen, dass sie geliebt werden, sollte nicht mit dem überfürsorglichen Verschonen der Kinder vor der Welt verwechselt werden.
Kinder müssen lernen, ihre Konflikte selbst auszutragen und selbst Lösungen für ihre Probleme zu finden – und das fängt spätestens im Sandkasten an. Wer nicht auch einmal an seine Grenzen gehen darf (oder darüber hinaus), wer in seiner Aktivität und seiner Neugier permanent ausgebremst wird, der hat nur wenig Chancen auf Erfolgserlebnisse. Wem immer alles abgenommen wird, der bleibt unselbstständig. Im späteren Leben fehlt dann oft das Selbstbewusstsein, eine eigene Meinung zu vertreten, sich durchzusetzen oder eigene Entscheidungen zu treffen.
Hinzu kommt, dass sich Helikoptereltern häufig mit den Leistungen ihrer Kinder identifizieren, wodurch nicht selten großer Druck auf die Kinder ausgeübt wird. Aber auch Scheitern und Misserfolge müssen möglich sein dürfen, um den Charakter eines jungen Menschen zu bilden, um Resilienz und Ausdauer zu entwickeln.
Zum Elternsein gehört auch, die eigenen Kinder mehr und mehr in die Selbstständigkeit zu entlassen, sie zu eigenständigen Erwachsenen zu erziehen, mit Liebe, aber nicht überbehütet.
aktualisiert am 10.11.2014