Bei der Schwangerschaftskontrolle wird das Wachstum des Kindes von Arzt und Hebamme beurteilt. Nach der Geburt wächst das Kind im ersten Lebensjahr am schnellsten, danach immer langsamer, bis mit der Pubertät noch einmal der Wachstumsschub kommt.
Mädchen sind mit 12-15 Jahren ausgewachsen, Jungen hingegen mit 15-17 Jahren. Das Wachstum kann niemals durch eine einzelne Messung beurteilt werden, da Kinder erblich bedingt unterschiedliche Wachstumsvoraussetzungen haben. Daher sollten Kinder über einen längeren Zeitraum regelmäßig überprüft werden.
Hierzu werden bei den Vorsorgeuntersuchungen bestimmte Koordinatensysteme verwendet, die auf breit angelegten statistischen Messungen beruhen. Dadurch kann man Wachstum und Kontrolle des Kindes im Auge behalten. Derartige Tabellen sind beim Kinderarzt erhältlich.
Wachstumsstörungen sollten möglichst frühzeitig, am besten noch vor dem Schuleintritt des Kindes abgeklärt werden. Durch eine rechtzeitige adäquate Therapie kann in der Regel eine „normale Körpergröße" erreicht werden. Dies ist jedoch auch stark von der zugrunde liegenden Ursache abhängig.
Wie werden Wachstumsstörungen erkannt?
Es ist nicht besonders wichtig, ob das Kind im oberen oder unteren Bereich einer Wachstumskurve bzw. -tabelle liegt. Wichtig ist vielmehr, dass sein Wachstum einigermaßen dem Kurvenverlauf folgt. Macht das Kind einen Knick oder fällt es aus dem Normbereich heraus, so wird es problematisch.
Zur Wachstumsbestimmung werden in der Regel folgende Parameter bestimmt:
- Körpergewicht und -größe im Vergleich zur Referenzkurve der Normalbevölkerung
- Körperproportionen
- Genetischer Zielgrößenbereich
- Skelettalter
- Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich zur Referenzkurve der Normalbevölkerung
Welche Faktoren können eine Wachstumsstörung hervorrufen?
Bei manchen Kindern kann das Wachstum nach einer überstandenen schweren Krankheit mit starkem Gewichtsverlust für kurze Zeit stagnieren. In der Regel erholt sich das Kind aber rasch wieder. Größenwachstum und Pubertät sind meist erblich bedingt und können früher oder später eintreten.
In der Regel kommen folgende Ursachen in Frage:
- Zusammenspiel von Erbanlagen und Umwelteinflüssen (wie Bewegung und Ernährung)
- Krankheiten wie beispielsweise Wachstumshormon-Behandlung
Wie erfolgt die Wachstumsdiagnostik?
Der Arzt misst und wiegt das Kind. Die erhobenen Daten werden in eine Wachstumskurve eingetragen. Bei der Auswertung muss auf jeden Fall die Größe der Eltern berücksichtigt werden, eventuell auch deren Gewicht und Größe im Kindesalter sowie der Zeitpunkt des Eintretens ihrer Pubertät.
Des Weiteren erfolgt eine Anamnese in Bezug auf Ernährung, Appetit, körperlicher Aktivität, Verdauung und eventuellen Erkrankungen oder Symptomen. Zudem sollte man sich über mögliche psychische Probleme des Kindes erkundigen. Wenn nötig wird auch der Pubertätsverlauf beurteilt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Beurteilung der Zahnentwicklung, da sie sehr aufschlussreich sein kann. Zudem kann mit Hilfe eines Röntgenbildes der linken Hand und des Handgelenks das Knochenalter bestimmt werden, welches normalerweise dem Lebensalter entspricht. Dadurch kann eine individuelle Endlängenprognose errechnet und mit der genetischen Zielgröße verglichen werden.
Bei starken Abweichungen wird der Arzt entscheiden, welche weiteren Untersuchungen erforderlich sind und ob eventuell eine Behandlung erforderlich ist. Vor allem bei kleinwüchsigen Kindern wird auf die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale, Körperproportionen, Fehlbildungen und morphologische Auffälligkeiten geachtet. Zudem erfolgt eine labormedizinische Abklärung, um der Ursache nachzugehen.
Hierbei werden vor allem folgende Parameter bestimmt:
- Blutbild, Elektrolyte einschließlich Kalizum und Phosphat
- Eisen, Transferrin, Transferrinsättigung
- Nieren-, Leberwerte
- Schilddrüsenfunktionsparameter
- Zöliakie-Screening
- Wachstumshormonstoffwechsel
Welche Behandlungsmaßnahmen stehen zur Verfügung?
Die Behandlung ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache bzw. Erkrankung. Bei Jungen mit einer extremen Wachstumsverzögerung kann man mit einer Pubertätsinduktion durch kurzzeitige Testosterongabe eine normale Pubertät einleiten und die pubertäre Wachstumsbeschleunigung, das so genannte Priming, induzieren. Damit wird die Endkörpergröße nicht beeinflusst.
Diese Therapie wird nur in spezialisierten Zentren durchgeführt und sollte nicht vor dem 13. Lebensjahr erfolgen. Bei Mädchen kann unter Umständen eine Therapie mit niedrig dosiertem Östrogen überlegt werden. Hier ist jedoch aufgrund eines möglichen frühzeitigen Epiphysenverschlusses große Vorsicht geboten. Eine weitere Möglichkeit ist die Wachstumshormontherapie, welches seit 1985 zur Verfügung steht. Hier wird das rekombinante humane Wachstumshormon (rhGH) meist von den Kindern selbst, mit einem Pen appliziert.