Als Homöopathie wir eine in vielen europäischen Ländern verbreitete, alternativmedizinische Behandlungsmethode bezeichnet. Der Name Homöopathie leitet sich von den griechischen Begriffen „hómoios" - das gleiche- und „pathos" - die Krankheit, das Leid- ab, und bedeutet somit „ähnliches Leiden". Die Behandlungsmethode beruht auf den Vorstellungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann, dass „Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden soll". Ein homöopathisches Arzneimittel soll demnach bei Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen wie die, an denen der mit dem Arzneimittel zu behandelnde Patient leidet.
Die in der Homöopathie verwendeten Substanzen werden einer so genannten Potenzierung unterzogen, sie werden also mehrmals, meist im Verhältnis 1:10 oder 1:100, mit Wasser oder Alkohol verschüttelt oder mit Milchzucker verrieben. Dabei werden sie häufig so stark verdünnt, dass der Ausgangsstoff nicht mehr nachweisbar ist. Auf diese Weise sollen ausschließlich die unerwünschten Wirkungen der Substanz minimiert werden, die erwünschten Wirkungen sollen jedoch erhalten bleiben. Viele Homöopathen glauben zudem, dass durch dieses Verfahren der Verdünnung die erwünschte Wirkung sogar noch verstärkt wird.
2007 betrug der Anteil homöopathischer Arzneimittel im deutschen Apothekenmarkt am Umsatz etwa ein Prozent. Im Jahr 2008 lag der Anteil homöopathischer Mittel an verkauften rezeptfreien Arzneien bei rund sieben Prozent, was einem Verkaufswert von rund 399 Mio. Euro entspricht.
Homöopathische Arzneimittel in Form von Globuli oder Tropfen sollen besonders bei chronischen Leiden wie Asthma, Neurodermitis oder wiederkehrenden Entzündungsherden Abhilfe schaffen. Aber auch bei akuten Erkrankungen wie verschiedenen Kinderkrankheiten oder grippalen Infekten wird die Homöopathie eingesetzt. Für chronische Krankheiten werden meist hohe, für akute hingegen niedrige Potenzen angewandt.
Die Homöopathie wird als ganzheitliche Therapiemethode angesehen, das heißt sie setzt nicht bei den einzelnen Symptomen einer Erkrankung an, sondern soll den ganzen Menschen erfassen. Sie ist besonders in der Kinderheilkunde sehr beliebt und beruht auf drei Grundpfeilern: der Ähnlichkeitsregel, dem Arzneimittelbild und der Potenzierung der Substanzen. Homöopathen gehen davon aus, dass Krankheitssymptome nicht Ausdruck einer Erkrankung, sondern Selbstheilungsversuche des Körpers sind. Ein homöopathisches Medikament soll diese Selbstheilungsversuche nicht unterdrücken, sondern leicht verstärken, um somit auch die Regenerationsbemühungen des Organismus stärker zu fördern und das Abwehrsystem anzuregen.
Um das richtige homöopathische Arzneimittel zu finden, werden in bestimmten Zeitabständen einzelne Stoffe verabreicht und die körperlichen und geistigen Auswirkungen des Patienten möglichst genau definiert. So soll ein detailliertes und individuelles Arzneimittelbild entstehen. In einer ausführlichen Befragung (Anamnese) sollen zudem auch individuelle Umstände wie Ernährung, Konstitution, Wetter, Jahreszeit und Alltagssituation der Personen berücksichtigt werden. Deckt sich das entworfene Arzneimittelbild weitestgehend mit dem Krankheitsbild eines Erkrankten, ist die Ähnlichkeitsregel der Homöopathie erfüllt.
Somit soll nicht nur ein einzelnes krankes Organ behandelt werden, sondern der gesamte Organismus. Aufgrund dieser Komplexität raten die meisten Homöopathen von einer Selbstmedikation eher ab.
Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen unter bestimmten Bedingungen homöopathische Behandlungen bei Haus- und Kinderärzten, die die Zusatzbezeichnung „Homöopathie" tragen. Private Krankenversicherungen übernehmen in Deutschland die Kosten für homöopathische Behandlungen hingegen bei allen Ärzten, private Zusatzversicherungen darüber hinaus auch bei stimmten Heilpraktikern. Meist werden auch die Kosten für homöopathische Arzneimittel übernommen. Dies geschieht, obwohl bei der Homöopathie kein wissenschaftlicher Beweis dafür gefunden wurde, dass sie besser wirkt als ein Placebo.
Da die entsprechenden Wirkstoffe in den homöopathischen Arzneimitteln nur in sehr geringer Konzentration vorhanden sind, kommt es im Rahmen einer homöopathischen Behandlung auch nur selten zu Komplikationen und unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Abhängig von Wirkstoff und Trägersubstanz kann es jedoch Umstände geben, die auch gegen die Gabe eines bestimmten homöopathischen Mittels sprechen. Verschiedene Allergien oder Unverträglichkeiten gegen Bestandteile des homöopathischen Mittels können der Einnahme entgegenstehen. Schwangere und Stillende sollten Medikamente erst nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen, das Gleiche gilt für die Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern.
Als mögliche Nebenwirkung wird von Homöopathen vor allem die so genannte homöopathische Verschlimmerung (Erstverschlimmerung) erwähnt. Diese umfasst eine vorübergehende Verstärkung der Symptome. Ob diese Erstverschlimmerung jedoch tatsächlich existieren, ist nicht wissenschaftlich dokumentiert. Bei niedrigen Potenzstufen (bis etwa D6) können zudem reguläre unerwünschte Arzneimittelwirkungen durchaus noch auftreten, weil im Mittel noch nennenswerte Wirkstoffmengen enthalten sind. So können beispielsweise durch die Anwendung von Mercurius (Quecksilber), Arsenicum (Arsen) oder Nux vomica (Brechnuss) Vergiftungserscheinungen hervorgerufen werden.
Zudem kann vor allem im Rahmen einer homöopathischen Behandlung durch Heilpraktiker der Verzicht auf eine schulmedizinische Versorgung bei akuten Beschwerden lebensgefährlich sein, wenn damit der Einsatz einer wirksamen Therapie verzögert wird.
Letzte Aktualisierung am 18.11.2009.