Als Infektionskrankheiten werden solche Erkrankungen bezeichnet, die sich nach einer Ansteckung mit einem Krankheitserreger ergeben. In der kinderheilkundlichen Praxis sind Infektionskrankheiten sehr oft anzutreffen. Häufige Erreger von Infektionskrankheiten sind Viren und Bakterien, seltener finden sich Pilze, Parasiten oder weitere Arten von Krankheitskeimen. Infektionen führen zu Entzündungen, die oft bestimmte Körperbereiche betreffen, aber auch am ganzen Körper auftreten können. Das ist vor allem dann der Fall, wenn eine Streuung in der Blutbahn (Sepsis, so genannte Blutvergiftung) auftritt. Eine der typischen Begleiterscheinungen von Infektionskrankheiten ist Fieber. Die Symptome können auch in ihrer Schwere stark variieren. Gegen bestimmte Erreger gibt es spezielle Wirkstoffe, bei Bakterien beispielsweise die Antibiotika. Auch kann bei einigen Infektionskrankheiten vorbeugend eine Impfung vorgenommen werden.
Bevor eine Infektionskrankheit entsteht, ist der Organismus mit dem jeweiligen Krankheitserreger in Kontakt geraten. Die Übertragung kann über verschiedene Wege geschehen. Oft sind für einen bestimmten Erreger ein oder mehrere Infektionswege typisch. Zu den möglichen Infektionsmechanismen gehören:
Die wichtigsten Erreger von Infektionskrankheiten sind Bakterien und Viren. Vor allem im Kindesalter sind Infektionen durch Pilze, Parasiten oder anderen Erregern selten. Häufige oder bedeutsame Erreger mit ihren typischen Infektionskrankheiten sind bei Kindern unter anderem:
Bakterien
Viren
Pilze
Parasiten
Da es eine Vielzahl von möglichen Infektionserkrankungen gibt, können sie äußerst unterschiedliche Symptome aufweisen. Gemeinsam ist den Infektionskrankheiten, dass eine Entzündung entsteht. Sehr oft ist die Erkrankung auf ein Organ oder ein Organsystem beschränkt. Die Infektionskrankheit kann aber auch auf viele Bereiche des Körpers ausgebreitet sein (generalisiert sein).
Typische Anzeichen einer Entzündung sind Rötung, Schwellung, Wärmebildung, Schmerz und Funktionseinschränkung. Je nach dem Erreger und dem Ort der jeweiligen Infektion kann es z. B. zu Atemwegsbeschwerden wie Husten und Schnupfen, Magen-Darm-Problemen wie Durchfall und Bauchschmerzen oder Hautproblemen wie Ausschlag oder Bläschenbildung kommen. Allgemein besteht oft Fieber, und der Patient fühlt sich krank.
Ein großer Teil der Infektionskrankheiten ist an sich harmlos. Schwere Arten von Infektionen oder bestimmte Komplikationen können aber auch gefährlich, teils sogar lebensbedrohlich werden. Ernste Komplikationen sind die Sepsis (so genannte Blutvergiftung, Erregerausbreitung über die Blutbahn), Hirnhautentzündung (Meningitis) und Gehirnentzündung (Enzephalitis) sowie die Herzentzündung (Endokarditis).
Einige bei Kindern besonders häufige Infektionskrankheiten werden unter dem Begriff Kinderkrankheiten zusammengefasst. Zu ihnen gehören unter anderem Windpocken, Masern, Röteln und Mumps.
Bei jeder Erkrankung führt der Arzt zunächst eine Befragung des Kindes und der Eltern nach den Symptomen und möglichen Vorerkrankungen durch (Anamnese). Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den betroffenen Körperbereich, aber auch den Organismus im Gesamten beurteilt. Oftmals lässt sich anhand der Symptome und Befunde abschätzen, welcher Krankheitskeim die Ursache darstellt. In einigen Fällen muss der Erreger jedoch bestimmt werden, um eine gezielte Behandlung durchführen zu können. Dies geschieht z. B. an einem Abstrich mit Anzüchtung des Erregers im Labor oder an einer Blutprobe mit verschiedenen Untersuchungen. Mit einem so genannten Antibiogramm lässt sich feststellen, welche Wirkstoffe zur Bekämpfung des Erregers geeignet sind und welche nicht.
Jedes Symptom erlaubt eine Reihe von Alternativdiagnosen. Meist müssen nur die Infektionskrankheiten voneinander selbst unterschieden werden. In Frage kommen z. B. manchmal aber auch Allergien, rheumatische Erkrankungen oder bloße Reizerscheinungen.
Im Normalfall sind bei Infektionserkrankungen einfache Behandlungsmaßnahmen sinnvoll. Das Kind sollte viel Flüssigkeit, am besten in Form von Wasser oder Tee, aufnehmen. Wadenwickel können dazu dienen, das Fieber zu senken. Bei manchen Entzündungen eignet sich Wärme, z. B. in Form von Rotlicht. Neben den Hausmitteln können auch pflanzliche Arzneimittel gegeben werden.
Gegen einen Teil der Erreger gibt es spezielle Medikamente. Mittel, die gegen Bakterien wirken, werden Antibiotika genannt. Das wohl bekannteste Antibiotikum ist das Penicillin, es wurde aber eine Vielzahl weiterer Medikamente gegen Bakterien entwickelt. Zum Teil wirken sie gegen sehr viele Erreger (Breitspektrum-Antibiotika), zum Teil nur gegen wenige spezielle Keime. Manchmal entwickeln bestimmte Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika, diese werden dann also unwirksam.
Gegen einige Arten von Viren (z. B. Herpes) gibt es spezifische Wirkstoffe, welche Virustatika genannt werden. Oft werden diese Medikamente nicht eingesetzt, da die Nebenwirkungen gravierender als der Nutzen sein können und sich Resistenzen entwickeln können.
Mittel gegen Pilzinfektionen werden Antimykotika genannt. Auch gegen Parasiten gibt es Medikamente, z. B. die Antihelminthika gegen Wurmbefall.
Die Vorbeugung spielt bei Infektionen eine große Rolle. Die Beachtung der Hygiene vermindert deutlich die Anzahl von Fällen an Infektionskrankheiten. Beispiele für nützliche Hygienemaßnahmen sind Hände waschen, Desinfektion sowie Sterilisierung von medizinischen Instrumenten. Durch eine gesunde Lebensweise mit Stärkung des Abwehrsystems lässt sich die Anfälligkeit gegenüber Infektionen ebenfalls vermindern. Hierzu gehören die richtige Ernährung, körperliche Betätigung und Abhärtungsmaßnahmen. Zur Vorbeugung einer Ansteckung mit bestimmten schweren Infektionskrankheiten dient zudem die Quarantäne, also die Abschirmung Erkrankter vor der Außenwelt.
Einen Schutz vor Infektionen bieten Impfungen. Eine Impfung gibt es gegen viele Arten von Bakterien und Viren. Zu den gängigen Impfungen (aktive Impfungen) werden abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger, Bestandteile oder schädliche Stoffe (Toxine) aus ihnen verabreicht. Der Körper hat dadurch ohne eine ernsthafte Erkrankung die Möglichkeit, passende Antikörper gegen den Erreger zu bilden. Bei Kindern kommt routinemäßig der Impfkalender zum Einsatz. In jeweils einem bestimmten Lebensalter erfolgen Impfungen gegen:
Die Impfungen müssen mehrmals aufgefrischt werden, da nach einiger Zeit kein genügender Impfschutz mehr gewährleistet ist.
Durch eine gute Hygiene und durch Impfmaßnahmen entstehen Infektionskrankheiten heute seltener als früher. Antibiotika und andere Medikamente können den Verlauf oftmals deutlich verbessern und schwere Komplikationen häufig verhindern. Viele Infektionen sind als harmlos zu betrachten. Auftretende Symptome können oft mit einfachen Mitteln gelindert werden. Dennoch sind einige Infektionskrankheiten nach wie vor sehr ernst und können zu gravierenden Schäden, im Extremfall auch zum Tode führen. Die Prognose hängt von der Art der Infektion und von der geeigneten Behandlung ab.
Letzte Aktualisierung am 18.11.2009.