Bei einem Hodenhochstand (Maldescensus testis) gelangt einer oder beide Hoden während der Entwicklung nicht regelrecht in den Hodensack. Der Hodenhochstand kann verschiedene Ursachen besitzen, beispielsweise hormonelle Störungen oder räumliche Hindernisse. Je nach der Form kann der Hoden gar nicht oder nur außerhalb des Hodensackes zu ertasten sein. Es kann auch ein Gleithoden vorliegen, bei dem der Hoden immer wieder aus dem Hodensack heraus nach oben rutscht. Folgen eines Hodenhochstandes können eine Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Krebsrisiko sein. Daher ist es wichtig, den Hoden in die richtige Lage zu bringen. Gelingt dies mit einer Hormonbehandlung nicht, so ist eine Operation am Hodenhochstand angezeigt.
Ein Hodenhochstand entsteht dadurch, dass der Hoden nicht an seinen Bestimmungsort im Hodensack wandert. Bei männlichen Kindern im Mutterleib wird der Hoden in der Nähe der Niere gebildet. Bei der regelrechten Entwicklung gelangt er allmählich über den Leistenkanal bis in den Hodensack. Bei einigen Kindern wird dies durch Störungen verhindert. Die Wanderung sollte bis zum Alter von einem Jahr abgeschlossen sein. Bei Neugeborenen sind die Hoden manchmal noch nicht im Hodensack, können sich aber im ersten Jahr noch dort hineinbewegen. Von den Frühgeborenen hat noch ein größerer Anteil einen Hodenhochstand.
Warum der Hoden bei einem Betroffenen nicht an seine endgültige Position gelangt, kann oft nicht ermittelt werden. Zu den möglichen Ursachen gehören Hormonstörungen, die dem Abstieg der Hoden entgegenwirken. Ebenfalls kann die Wanderung durch räumliche Gegebenheiten behindert werden, z. B. durch einen zu engen Leistenkanal, einen Leistenbruch oder Veränderungen am Bauchfell (Schicht, die den Bauchraum auskleidet). Manchmal ist die Ursache für den Hodenhochstand eine Verkümmerung oder eine krankhafte Veränderung am Hoden.
Beim Hodenhochstand (Maldescensus testis) wird unterschieden, in welcher Körperregion sich der Hoden befindet. In manchen Fällen fehlt ein Hoden auch komplett. Ansonsten sind folgende Formen des Hodenhochstandes möglich:
In aller Regel macht ein Hodenhochstand an sich keine Beschwerden, außer dass er nicht im Hodensack erfühlt werden kann. Manchmal spielt die Psyche eine Rolle. Es kann jedoch zu Folgeschäden kommen. Der Hoden benötigt eine relativ niedrige Temperatur, um regelrecht Spermien produzieren zu können. Im Hodensack herrscht eine kühlere Umgebung als an vielen anderen Bereichen. Deshalb kann eine Unfruchtbarkeit (Infertilität) bestehen, wenn der Hoden beim Hodenhochstand nicht im Hodensack liegt. Zudem können auch manche Hormone nicht mehr in erforderlicher Menge gebildet werden. Auch kann beim Hodenhochstand leichter Krebs entstehen, im Übrigen wird ein solcher Krebs dann oft erst spät festgestellt. Eine weitere Erkrankung, die aufgrund eines Hodenhochstandes vorkommen kann, ist die Hodentorsion (Hodenverdrehung mit Abklemmung und Absterben des Organs nach Stunden).
Der Arzt führt ein Diagnosegespräch mit den Eltern (Anamnese), beziehungsweise manchmal auch mit dem Patienten selbst. Die körperliche Untersuchung zeigt, dass der Hoden nicht oder nicht ständig im Hodensack liegt. Eine Ultraschalluntersuchung kann als Zusatzmaßnahme dazu dienen, den Hoden zu finden und dessen Größe zu bestimmen. Bisweilen kann sich auch eine Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) zur Untersuchung eignen. In einigen Fällen wird der Hoden erst aufgefunden, wenn eine Bauchspiegelung (Laparoskopie, Operation über kleine Zugänge mit Einführen eines optischen Instrumentes) durchgeführt wird. Hier kann bisweilen auch eine Gewebeprobe (Biopsie) zur feingeweblichen Untersuchung (Histologie) entnommen werden.
Der Hodenhochstand lässt sich zweifelsfrei diagnostizieren, allerdings muss auch in Erfahrung gebracht werden, wo sich der Hoden befindet.
Die Behandlung eines Hodenhochstandes erfolgt, wenn sich der Hoden nach sechs Lebensmonaten noch nicht im Hodensack befindet. Die Therapie sollte bis ein Jahr nach der Geburt durchgeführt werden. Die Behandlung kann mit Hormonen, bei Erfolglosigkeit oder bestimmten Formen auch durch eine Operation erfolgen.
Konservative Therapie
Im Wesentlichen besteht die nichtoperative (konservative) Therapie am Hodenhochstand darin, Hormone zu verabreichen, die ein Absenken des Hodens stimulieren. Es handelt sich je nach Form des Hochstandes beispielsweise um die Hormone GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) und HCG (Humanes Chorion-Gonadotropin). GnRH kann als Nasenspray gegeben werden, HCG kann über eine Spritze in einen Muskel verabreicht werden.
Operation
Die Operation am Hodenhochstand kann durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie, über kleine Zugänge mit Hilfe eines optischen Gerätes) oder als offener Eingriff erfolgen. Zunächst werden Hoden und Samenstrang nach unten gezogen. Der Hoden wird dann mit einer Naht am untersten Punkt an der Innenseite des Hodensackes befestigt. Bei einigen Befunden sind weitere Maßnahmen innerhalb der Operation erforderlich.
Wird der Hodenhochstand nicht rechtzeitig behoben (bis zu einem Jahr nach der Geburt), so ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Erkrankungen am Hoden erhöht. Dazu gehören häufig Fruchtbarkeitsstörungen. Bei erfolgreich behandeltem Hochstand liegt das Risiko bei zehn Prozent, bei zu spät durchgeführter Behandlung weit höher. Die Gefahr für Hodenkrebs sowie für eine gefährliche Hodenverdrehung (Hodentorsion) steigt zudem an.
Letzte Aktualisierung am 26.10.2009.