Bei über 80 Prozent der auftretenden Skoliosen (Wirbelsäulenverkrümmungen) findet sich keine spezielle Ursache. Eine solche idiopathische Skoliose tritt häufig bei Kindern zwischen 6 und 8 sowie zwischen 11 und 14 Jahren auf, da dann das Wachstum in der Wirbelsäule besonders stark ist. Es kommt zu unregelmäßigem Wachstum der Wirbel, wodurch der Rücken dann nicht mehr gerade ist. Eine Skoliose kann auch angeboren sein, wahrscheinlich kann sie auch vererbt werden, denn in manchen Familien häufen sich die Krankheitsfälle. Andere Fälle einer Wirbelsäulenverkrümmung sind jedoch durch Erkrankungen oder Verletzungen bedingt. Solche Ursachen umfassen unter anderem den Morbus Scheuermann (eine orthopädische Krankheit mit Wachstumsstörung der Wirbel), Muskelerkrankungen (z. B. Muskeldystrophie), Lähmungen oder Schmerzen. Ebenso können Beinlängenunterschiede eine Skoliose hervorrufen. Verletzungen wie Knochenbrüche der Wirbel sind weitere mögliche Ursachen für die Skoliose.
Bei der Skoliose ist die Wirbelsäule zur Seite hin verbogen. Die Definition besagt, dass eine Skoliose bei einem Krümmungsgrad von über 10 Grad besteht. In aller Regel kommt die Verkrümmung in der Brustwirbelsäule (thorakale Skoliose), der Lendenwirbelsäule (lumbale Skoliose) oder in angrenzenden Bereichen beider Regionen (thorakolumbale Skoliose) vor. Typisch ist eine Skoliose nach rechts im Brustwirbelbereich. Als Kompensation verbiegt sich die Wirbelsäule in einem jeweils anderen Anteil in die gegenüberliegende Richtung. So nimmt die Wirbelsäule die Form eines „S" an. Die Wirbelsäule ist fast immer auch verdreht.
Schmerzen sind nicht charakteristisch für eine Skoliose, können aber vorkommen. Häufig wird beim Betroffenen die Wirbelsäulenverkrümmung bemerkt, wenn sie deutlich ausgeprägt ist. Die Hautvorwölbungen durch die Dornfortsätze der Wirbelsäule bilden eine gekrümmte Linie. Die Schultern sind verschieden hoch. Beugt sich der Patient vor, wird oft schon bei geringer Skoliose ein seitenungleicher Buckel bemerkt. Ist die Skoliose besonders schwerwiegend, so kann es zu engen Verhältnissen im Körperinneren kommen. Durch den Druck in der Brust- und Bauchhöhle sind z. B. Atembehinderungen möglich. Zudem kann auf Nerven ein Druck ausgeübt werden, so dass Lähmungen, Taubheitsgefühl und Schmerzen möglich sind. Auf lange Sicht sind Abnutzungserscheinungen die Folge der Wirbelsäulenverkrümmung. Eine Wirbelarthrose (auch Facettensyndrom genannt) ist daher möglich, ebenso wie auch Hüftgelenks- oder Kniegelenksarthrosen.
Der Arzt führt ein Diagnosegespräch (Anamnese) mit dem Kind beziehungsweise den Eltern. Die Verkrümmung der Wirbelsäule und die Fehlhaltung werden in einer körperlichen Untersuchung begutachtet. Im Röntgenbild kann eine genauere Feststellung der Skoliose mit Ausmessung der Verkrümmungswinkel erfolgen (Winkelmessung nach Cobb). Ein Winkel unter 40 Grad beschreibt eine leichte und ein Winkel über 60 Grad eine schwere Skoliose. In Ausnahmefällen sind ergänzende Untersuchungen wie z. B. die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) erforderlich.
Eine Skoliose ist mit dem Untersuchungsgang zweifelsfrei feststellbar. Mögliche ursächliche Erkrankungen müssen herausgefunden werden, um gegebenenfalls eine passende Therapie vornehmen zu können.
Welche Behandlungsform der Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) vorgenommen wird, entscheidet sich nach dem Schweregrad und auch nach dem Patientenalter. Eine eventuelle Erkrankung, die eine bestimmte Ursache darstellt, wird gezielt behandelt. Die Skoliose selbst kann mit leichten Maßnahmen bis hin zu Operationen reichen.
Konservative Therapie
Liegt eine geringgradige Verkrümmung vor, so reicht meist Krankengymnastik beziehungsweise ein spezielles Training aus. Bei einem Verkrümmungswinkel ab ungefähr 20 Grad kann eine Korsettbehandlung erforderlich sein. Das Stützkorsett wird fast komplett Tag und Nacht („23 Stunden am Tag") getragen. Meist braucht die Korsettbehandlung etwa ein bis zwei Jahre Zeit.
Operation
Die Operation der Skoliose wird häufig ab einem Winkel von 45 Grad vorgenommen. Die Wirbelsäule wird begradigt und Metallstäbe werden zur Stabilisierung eingebracht. Es kann auch so genannter Knochenzement verarbeitet werden, um eine Versteifung herbeizuführen. Besteht eine extrem starke Verkrümmung der Wirbelsäule, so können ganz spezielle Verfahren angewendet werden. Dazu kann die Anbringung eines Metallringes am Schädel gehören, so dass mehrere Wochen lang durch die Schwerkraft ein Zug auf die Wirbelsäule einwirken kann.
Je nach der Schwere der Wirbelsäulenverkrümmung kann die Prognose ganz verschieden ausfallen. Bei Erwachsenen kommt es im Normalfall nicht mehr zum Fortschreiten der Skoliose. Bei mäßiger Skoliose bestehen meist keine Beschwerden. Auf Dauer können jedoch Schäden (z. B. Arthrose oder Bandscheibenvorfälle) entstehen. Hochgradige Verkrümmungen können sich außerdem noch später verstärken. Im äußersten Fall kann ein Druck auf die Eingeweide (Lunge, Herz, Verdauungsorgane) ausgeübt werden. Erfolgt eine Therapie durch Krankengymnastik oder auch mit einem Korsett, so kann normalerweise das Fortschreiten verhindert werden. Operationen können die Wirbelsäule stabil machen, meist ist eine vollständige Begradigung jedoch nicht möglich. Der Nachteil besteht im geringeren Bewegungsausmaß, das in der Wirbelsäule möglich ist.
Letzte Aktualisierung am 27.10.2009.