Keuchhusten (Pertussis) ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die hauptsächlich die oberen Atemwege befällt. Sie wird durch das Bakterium Bordetella Pertussis ausgelöst, das sich nur auf den Schleimhäuten der Luftwege vermehren kann. Meist erkranken Jugendliche und junge Erwachsene an der Infektion mit Bordetella Pertussis. Bei ihnen verläuft die Krankheit meist nicht sehr schwer, sie können jedoch andere, gefährdete Personen mit dem Bakterium anstecken. Die Erkrankung ist besonders für Säuglinge gefährlich, da sie durch die Infektion lebensbedrohliche Luftnotanfälle entwickeln können.
Zur Prophylaxe der Erkrankung existiert eine von der ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Schutzimpfung. Trotz groß angelegter Impfkampagnen erkranken weltweit jedoch noch 20 bis 40 Millionen Menschen pro Jahr an Keuchhusten, wobei sich jährlich etwa 350000 Todesfälle verzeichnen lassen. 90 Prozent der an Keuchhusten erkrankten Personen leben in Entwicklungsländern. In Deutschland muss ein Todesfall durch Pertussis dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Der Keuchhusten (Pertussis) wird durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst, dessen einziger Wirt der Mensch ist. Der Erreger kann sich ausschließlich auf den Flimmerhärchen vermehren, die sich auf den Schleimhäuten der Atemwege befinden. Das erklärt, warum es ausgerechnet dort so großen Schaden anrichtet. Der Erreger wird durch Tröpfcheninfektionen, also beim Husten, Sprechen oder Niesen übertragen und löst bei 70 bis 80 Prozent der Personen, mit denen es in Kontakt kommt auch die Erkrankung aus.
Über die Atemwege und den Rachen gelangt das Bakterium zu den Flimmerhärchen der Luftwege, die für die Reinigung von Lunge, Bronchien und Luftröhre verantwortlich sind. An diesen kann es durch bestimmte Bindungsstoffe festkleben, sodass es nicht mehr abtransportiert werden kann. Hat der Erreger sich in den Luftwegen festgesetzt beginnt er, sich zu vermehren und sogenannte Pertussis-Toxine, also spezifische Giftstoffe, auszubilden. Diese können die Luftwege schwer schädigen und so die typischen starken Hustenanfälle auslösen. Die Toxine erzeugen zudem eine Immunantwort im Körper, sodass Abwehrzellen (Leukozyten, Lymphozyten und Makrophagen) in die Atemwege einwandern und dort eine Entzündung auslösen. Die Oberfläche der Luftwege wird dadurch verändert und ist in ihrer Funktion stark eingeschränkt. Diese Schädigung des Gewebes ist die Ursache dafür, warum der Husten zum einen so plötzlich eintritt und zum anderen sehr lange dauert. Besonders Säuglinge und Neugeborene sind bei einer Erkrankung in hohem Maße gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht ausreichend ausgebildet ist.
Man kann den Verlauf der Pertussis-Infektion in drei Stadien einteilen: Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen beginnt die Erkrankung zunächst im:
Diese Erreger sind in der Lage, bei Erkrankten Mittelohrentzündungen oder Lungenentzündungen auszulösen. In schweren Fällen kann die Lungenentzündung in ein akutes Lungenversagen übergehen. Zwei bis vier Prozent der an Keuchhusten erkrankten Personen entwickeln außerdem im Laufe der Erkrankung Krampfanfälle, 0,5 Prozent sogar eine dauerhafte Schädigung des Gehirns (Enzephalopathie). Säuglinge, die an Pertussis erkranken, sind am anfälligsten für derartige Komplikationen. In 0,1 Prozent der Fälle verläuft die Keuchhusten-Erkrankung tödlich. Dies betrifft ebenfalls meist Säuglinge.
Keuchhusten ist zu Beginn meist schwer zu erkennen, da die Symptome meist unspezifisch sind. Das Herausstrecken der Zunge beim Husten und die nächtlichen Hustenattacken geben oft erste Hinweise. In der Untersuchung des Blutes wird zunächst ein Anstieg der Abwehrzellen zu sehen sein (Leukozytose), was auf eine Infektion mit Bakterien hinweist. Daraufhin wird im Normalfall versucht, den Erreger Bordetella Pertussis nachzuweisen. Dazu wird ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum entnommen, woraus das Bakterium direkt angezüchtet werden kann. Diese sogenannte Bakterienkultur dauert jedoch einige Zeit. Als Alternative kann deshalb auch das Erbgut des Bakteriums isoliert und nachgewiesen werden. Antikörper gegen den Erreger finden sich im Blut jedoch erst zwei bis vier Wochen nach dem Beginn der Erkrankung im Stadium convulsivum.
Eine Erkrankung an Pertussis kann zunächst auch mit Entzündungen der Atemwege, wie einer durch das Respiratory syncytial Virus ausgelösten Bronchiolitis, oder einer Lungenentzündung verwechselt werden. Beide Krankheiten zeigen jedoch nicht den Verlauf in verschiedenen Stadien sowie den charakteristischen Husten. Auch die Mukoviszidose (zystische Fibrose) kann zunächst ähnliche Symptome wie Keuchhusten verursachen. Bei einem plötzlich einsetzenden Husten sollte man außerdem ausschließen, dass das Kind keinen Gegenstand verschluckt oder eingeatmet hat (Fremdkörperaspiration). All diese Erkrankungen können jedoch anhand einer Blutuntersuchung sowie einem Erregernachweis gut vom Keuchhusten abgegrenzt werden.
Die Keuchhusten-Erkrankung kann am besten mit einer frühzeitigen Antibiotikagabe behandelt werden. Diese Therapie ist allerdings nur so lange sinnvoll, wie der Patient die Erreger ausscheidet. Dies ist ab dem Ende der Inkubationszeit, also im Stadium cattharale bis zum Ende des Stadium convulsivum der Fall. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass das Antibiotikum zwar die Bakterien abtötet, die Symptome aber oft nicht bessert, da die Schleimhäute durch das Toxin des Bakteriums meist schon sehr stark geschädigt sind. Deshalb verhindern Antibiotika nur das Fortschreiten der Erkrankung und verringern die Ansteckungsfähigkeit der Erkrankten, wobei sich der Zustand der Betroffenen dabei erst sehr langsam wieder bessert. Man gibt den Betroffenen in der Regel sogenannte Makrolid Antibiotika. Meist werden entweder Erythromycin, Azithromycin oder Clarithromycin aus dieser Stoffgruppe verabreicht. Als Alternative kann auch Cotrimoxazol oder Ampizillin gegeben werden. Das Antibiotikum muss über 14 Tage gegeben werden. Liegt eine Sekundärinfektion mit einem weiteren Bakterium vor, muss unter Umständen ein weiteres Antibiotikum zusätzlich gegeben werden.
Außerdem sollten erkrankte Personen Bettruhe einhalten, ausreichend trinken und kleine Mahlzeiten zu sich nehmen. Auch nach Beginn der Therapie mit einem Antibiotikum sind betroffene Personen noch bis zu sieben Tage ansteckend und sollten isoliert werden, um die Ansteckung Anderer zu vermeiden. Säuglinge, die an Pertussis erkranken, müssen wegen der Gefahr Erstickungsanfälle zu erleiden, in ein Krankenhaus eingewiesen und stationär überwacht werden. Für Säuglinge besteht nach der Geburt kein Nestschutz gegen Keuchhusten, das heißt sie erhalten von der Mutter nach der Geburt keine Antikörper gegen den Erreger. Deshalb ist es wichtig, Neugeborene von infizierten Personen fernzuhalten. Haben ungeimpfte Säuglinge und Kleinkinder dennoch Kontakt zu ansteckungsfähigen Pertussis-Patienten, können sie prophylaktisch Antibiotika erhalten. Sie werden dann genauso behandelt, wie Personen, die sich mit dem Erreger bereits infiziert haben.
Eine Impfung gegen Keuchhusten kann den Kindern etwa ab der 6. Lebenswoche gegeben werden. Sie vermittelt einen Schutz zwischen 70 und 97 Prozent und wird meist in einer Kombinationsimpfung zusammen mit den Impfstoffen gegen Tetanus, Diphterie und Poliomyelitis verabreicht. Der Impfstoff gegen Keuchhusten ist ein sogenannter azellulärer Impfstoff, das heißt, er enthält keine ganzen Erreger sondern nur die Teile der Bakterienzelle, die im Körper des Kindes eine Abwehrreaktion auslösen. Die Impfung wird von den Kindern sehr gut vertragen, außer einer eventuellen leichten Schwellung und Rötung an der Einstichstelle treten keine Impfkomplikationen auf. Wenn das Kind jedoch einen fieberhaften Infekt hat, an einer Nervenerkrankung leidet oder allergisch gegen Bestandteile des Impfstoffes ist, sollte zunächst von einer Impfung abgesehen werden. Von der ständigen Impfkommission des Robert Koch Institutes (STIKO) wird empfohlen, eine Grundimmunisierung gegen Pertussis durch dreimaliges Impfen im ersten Lebensjahr durchzuführen.
Wenn die Diagnose Keuchhusten rechtzeitig gestellt und früh genug mit der richtigen Behandlung begonnen wird, ist die Prognose sehr gut. Die Erkrankung kann jedoch einen sehr langen Verlauf nehmen und vor allem bei Säuglingen auch lebensbedrohliche Atemstillstände und schwerwiegende Komplikationen verursachen. Zudem hinterlassen weder die Erkrankung an Pertussis selbst noch die Impfung eine lebenslange Immunität. Es wird deshalb besonders Schwangeren, sowie werdenden Vätern und Personen, die engen Kontakt zu Säuglingen haben empfohlen, die Pertussis Impfung auffrischen zu lassen.
Letzte Aktualisierung am 08.03.2021.