Die Ringelröteln sind eine Infektionskrankheit die durch das Parvovirus B19 ausgelöst wird. Sie werden auch als Erythema infectiosum bezeichnet und befallen hauptsächlich Kinder im Schulkindalter zwischen 6 und 15 Jahren. Ungefähr alle fünf Jahre werden sogenannte Kleinraumepidemien des Erythema infectiosum beobachtet. Auch die Infektion eines ungeborenen Kindes im Mutterleib ist möglich. Die Erkrankung wird durch Tröpfcheninfektion, also beim Sprechen, Niesen oder Husten, übertragen und löst am ganzen Körper einen girlandenförmigen Ausschlag aus, der die Kinder in ihrem Allgemeinbefinden kaum beeinträchtigt. Häufig verläuft die Infektion auch unbemerkt, ohne dass Krankheitszeichen auftreten. Über die Hälfte aller erwachsenen Menschen in Deutschland tragen Antikörper gegen das Parvovirus B19 in sich.
Das Parvovirus B19, das die Ringelröteln verursacht, gehört zur Gruppe der Parvoviridae und ist das kleinste, den Menschen krankmachende Virus überhaupt. Es wird meist durch Tröpfcheninfektionen übertragen, kann aber auch schon während der Schwangerschaft über das mütterliche Blut zum ungeborenen Kind gelangen und dieses infizieren. Das Parvovirus B19 ist sehr ansteckend. Es gelangt zunächst über die Schleimhäute der Atemwege ins Blut um anschließend ins Knochenmark überzutreten. Er vermehrt sich ausschließlich in so genannten Erythroblasten. Diese Zellen sind die Vorläuferzellen der Erythrozyten, also der roten Blutkörperchen, und kommen ausschließlich im Knochenmark vor. Aus diesem Grund tritt nach einer Infektion mit dem Virus immer eine leichte Blutarmut (Anämie) auf. Die Ansteckungsgefahr ist am größten kurz bevor der typische Ausschlag der Ringelröteln auftritt. Kinder die das Exanthem bereits entwickelt haben sind kaum noch ansteckend für andere.
Bei Ringelröteln tritt der Hautausschlag meist plötzlich und ohne Vorboten auf. Meistens sind die Kinder dabei in gutem Zustand, fühlen sich nur gelegentlich krank und haben möglicherweise auch leichtes Fieber. Oft verursacht die Infektion auch gar keine Beschwerden und verläuft für den Betroffenen unbemerkt. In anderen Fällen treten nur grippeähnliche Symptome, ohne Ausschlag, auf. Bei Erwachsenen löst das Virus oft Gelenkbeschwerden (Arthralgien) aus. Meist sind davon junge Frauen betroffen, bei denen sich die Gelenkschmerzen besonders in den kleinen Gelenken der Finger bemerkbar machen. Sie können im Extremfall bis zu mehreren Monaten anhalten und bilden sich dann ohne spezielle Behandlungsmaßnahmen von selbst zurück. Das für Ringelröteln typische Exanthem tritt nur bei etwa 20 Prozent der Infizierten auf. Es macht sich zunächst vor allem im Gesicht bemerkbar, die Wangen sind dabei rötlich gefärbt, weshalb der Ausschlag auch als Schmetterlingserythem bezeichnet wird. Das Munddreieck wird dabei ausgespart und erscheint blass.
Allmählich entwickeln sich dann girlandenförmige und ringförmige rote Flecken, die meist an den Streckerseiten von Armen und Beinen auftreten und stark jucken. Später breiten sich diese Flecken dann auch auf die Beugerseiten und den Oberkörper aus. Die Flecken neigen dazu, zusammenzufließen (konfluieren) und in der Mitte abzublassen. So entwickelt sich ein typisches girlandenförmiges Muster. Der Hautausschlag kann bis zu sieben Wochen andauern, verursacht aber bei den Betroffenen kaum Beschwerden.
Wird die Erkrankung während einer Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen, besteht für das Kind ein Risiko von 5 bis 10 Prozent an der Virusinfektion zu erkranken. Eine Infektion mit dem Parvovirus B19 ist für den Fetus in der Zeit zwischen der 13. und der 20. Schwangerschaftswoche am bedrohlichsten. Es besteht dann die Gefahr einer Blutarmut sowie einer Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis), wodurch die Leistungsfähigkeit des kindlichen Herzens stark eingeschränkt werden kann. Daran kann das ungeborene Kind im schlimmsten Fall noch im Mutterleib versterben. Durch die Vorliebe der Viren für rote Blutkörperchen sind auch Personen, die eine chronische Erkrankung des roten Blutsystems haben, besonders gefährdet. So erleiden beispielsweise Patienten mit chronischer Hämolytischer Anämie im Rahmen der Ringelröteln häufig so genannte aplastische Krisen. Dabei produziert das Knochenmark für eine bestimmt Zeit überhaupt keine roten Blutkörperchen mehr.
Auch für immungeschwächte Personen ist die Krankheit nicht ungefährlich. Durch den Befall der Vorläuferzellen der Erythrozyten entwickelt sich eine Anämie (Blutarmut), die ein Gesunder kaum bemerkt. Patienten mit einer Abwehrschwäche, beispielsweise durch eine Krebserkrankung, Kortison-Therapie oder HIV-Infektion, können aufgrund dieser Anämie Komplikationen entwickeln, die oft bis hin zum Tode führen.
In den meisten Fällen kann der Arzt schon aufgrund des Krankheitsverlaufs und des typischen Ausschlags die Diagnose Ringelröteln stellen. Weitere diagnostische Maßnahmen sind in der Regel nicht erforderlich. Nur im Zweifelsfall wird dem Kind Blut entnommen, um spezifische Antikörper nachweisen zu können. In der Blutuntersuchung zeigt sich dann zudem ein Rückgang der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) sowie eine leichte Blutarmut (Anämie).
Schwangere, die an Ringelröteln erkranken, sollten engmaschig überwacht werden. Dazu kontrolliert der behandelnde Arzt in der Blutuntersuchung den Wert des so genannten Alpha-Fetoproteins (AFP), anhand dessen eine Aussage über den Gesundheitszustand des Kindes getroffen werden kann. Zudem sollten regelmäßige Ultraschallkontrollen stattfinden.
Die Ringelröteln sollten vor allem gegen alle anderen Infektionskrankheiten abgegrenzt werden, die einen Hautausschlag auslösen. Diese sind vor allem Masern, Scharlach, Windpocken und Röteln.
Im Falle einer Erkrankung an Ringelröteln ist in der Regel keine spezielle Behandlung erforderlich. Der typische Ausschlag heilt im Normalfall von selbst wieder ab und muss nicht therapiert werden. Bei Bedarf können Mittel gegen Juckreiz (Antihistaminika) oder Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen gegeben werden. Nach dem Ausschlag ist die Haut oft schuppig, sodass sie nach dem Abklingen des Exanthems mit speziellen Lotionen gepflegt werden muss. Halten das Fieber oder eventuelle Gelenk- oder Muskelschmerzen länger an, sollte zunächst Bettruhe eingehalten werden, bis die Beschwerden nachlassen.
Nur Kindern mit einer Abwehrschwäche, chronischen Bluterkrankungen oder Knochenmarkserkrankungen, werden bei einer Infektion mit dem Parvovirus B19 Immunglobuline verabreicht, um ihr Immunsystem nicht zusätzlich zu gefährden.
Leidet eine Schwangere unter einer frischen Infektion mit dem Parvovirus B19 sollte wöchentlich eine Ultraschallkontrolle des ungeborenen Kindes durchgeführt werden, um auszuschließen, dass sich der Fetus ebenfalls infiziert hat. Erkrankt das ungeborene Kind im Mutterleib, besteht die Möglichkeit, dem Feten bereits im Laufe der Schwangerschaft Blutkonserven zu verabreichen. Dazu werden die Nabelschnurgefäße von außen durch die Bauchdecke der Mutter punktiert und das Blut des ungeborenen Kindes ausgetauscht.
Eine Impfung gegen das Parvovirus B19 existiert bislang noch nicht. Um einer Erkrankung an Ringelröteln vorzubeugen sollte der Kontakt mit Infizierten somit möglichst gemieden werden. Personen, die jedoch einmal an Ringelröteln erkrankt sind, haben in der Regel einen lebenslangen Schutz vor einer weiteren Infektion.
Erkrankt ein Schulkind an Ringelröteln heilt die Infektion im Normalfall von alleine und ohne Folgen wieder ab. Der Ausschlag kann mehrere Wochen lang anhalten, bereitet in der Regel aber kaum Beschwerden. Wenn keine Komplikationen auftreten, ist die Prognose einer Infektion mit dem Parvovirus B19 somit sehr gut. Jedoch sollte sowohl bei Kindern mit einer Abwehrschwäche als auch bei Schwangeren erhöhte Vorsicht geboten sein, da hier die Gefahr von Komplikationen erhöht ist. Wie auch bei anderen Virusinfektionen im Kindesalter, wie Masern oder Windpocken, besteht nach einer einmalig durchgemachten Erkrankung ein langfristiger, oft sogar lebenslanger Schutz vor einer erneuten Infektion.
Letzte Aktualisierung am 09.03.2021.