Röteln sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die im Normalfall mild verläuft und einen für die Erkrankung typischen Ausschlag hervorruft. Das Rötelnvirus wird vor allem durch Tröpfcheninfektionen übertragen, also beim Sprechen, Husten oder Niesen, und befällt vor allem Kinder im Schulalter. Vor der Einführung der Impfung gegen Röteln traten etwa alle 7 bis 10 Jahre Rötelnepidemien auf. Die Zahl der Infektionen hat nun zwar stark abgenommen, Erkrankungen kommen jedoch immer noch vor.
Besondere Bedeutung erhielt die Krankheit durch die so genannte Rötelnembryopathie, bei der sich ein ungeborenes Kind bereits im Mutterleib mit dem Virus infizieren kann und dadurch zum Teil schwerwiegende und bleibende Schäden davonträgt. Es existiert eine Impfung gegen das Rötelnvirus, mit der einer Infektion durch den Erreger vorgebeugt werden kann.
Das Rötelnvirus ist ein Virus aus der Gruppe der Togaviren. Es wird durch Tröpfcheninfektionen übertragen und löst nach einer Inkubationszeit von 14 bis 21 Tagen einen fleckigen Ausschlag (Rötelnexanthem) aus. Die Erreger können über die Schleimhäute der oberen Atemwege in den Körper gelangen und vermehren sich dann zunächst in den Lymphknoten. Anschließend breitet er sich über die Blutbahn im Körper aus (Virämie). So kann es auch im Laufe einer Schwangerschaft auch zur Infektion des ungeborenen Kindes über die Plazenta(Mutterkuchen) kommen. Diese Pränatale Infektion manifestiert sich meist innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen und löst die so genannte Rötelnempryopathie aus.
Im Falle einer Rötelninfektion schwellen typischerweise etwa zwei Tage vor Auftreten des Ausschlags die Lymphknoten am Hals, Hinterkopf, Nacken und hinter den Ohren an und bereiten meist Schmerzen. Zudem ist die Milz häufig vergrößert. Dies wird von grippeähnlichen Symptomen, wie Abgeschlagenheit, Fieber und erhöhter Temperatur begleitet. Darauf folgt ein fleckiger, hellroter Ausschlag, der meist nicht juckt, im Gesicht beginnt und sich im Laufe von ein bis drei Tagen über den gesamten Körper ausbreitet. Auch die Schleimhaut im Mund und Rachenbereich ist von diesem Exanthem oft mitbetroffen.
Die Temperatur ist dabei meist leicht erhöht und besonders bei Mädchen und jungen Frauen treten einige Tage nach dem Ausschlag Gelenkschmerzen auf, die sich besonders an Hand-, Finger und Kniegelenken bemerkbar machen.
Bereits eine Woche vor bis eine Woche nach der Infektion ist der Betroffene für andere Personen hoch ansteckend. Eine Infektion mit dem Rötelnvirus kann jedoch auch ablaufen, ohne dem Betroffenen Beschwerden zu bereiten (inapparent), was bei fast 50 Prozent aller Rötelninfektionen der Fall ist. Die Infizierten sind nach dieser unbemerkten Infektion trotzdem immun gegen das Virus und vor weiteren Erkrankungen geschützt, was als stille Feigung bezeichnet wird. Das heißt, der Körper des Infizierten ist in der Lage, den Erreger in ausreichender Form zu bekämpfen. Gefürchtet sind bei einer Infektion mit dem Röteln-Virus jedoch vor allem die Komplikationen, die im Verlauf der Erkrankung auftreten können. Dazu zählen:
Im Rahmen einer Infektion mit dem Rötelnvirus kann es bei Kindern zu einer Hirnentzündung (Enzephalitis) kommen, die jedoch meist gutartig verläuft. Nur sehr selten tritt eine schwere Rötelnenzephalitis noch auf. In einigen Fällen kann auch eine Verringerung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) auftreten, die dann beim Betroffenen eine Blutungsneigung in Form von häufigem Nasenbluten oder verehrt auftretenden blauen Flecken auslöst. Beteiligungen von Herz oder Lunge kommen im rahmen der Rötelninfektion kaum noch vor.
Viel schwerwiegendere Verläufe der Rötelnerkrankungen treten im Rahmen einer Schwangerschaft auf. Infiziert sich eine werdende Mutter mit dem Rötelnvirus, kann dieses über den Blutweg zum Kind gelangen. Es kann sich eine so genannte Rötelnembryopathie entwickeln, das heißt, dass das Kind durch das Virus vor der Geburt ernsthafte und bleibende Schädigungen erfährt. Bei der klassischen Rötelnembryopathie, die zum ersten Mal vom Augenarzt Gregg 1941 beschrieben wurde, fallen mehrere krankhafte Veränderungen des erkrankten Kindes auf:
Die Gefahr einer Rötelnembryopathie sinkt mit zunehmendem Schwangerschaftsalter. Macht eine Schwangere ohne Impfschutz gegen Röteln eine Infektion mit dem Virus durch, besteht bis zur 10. Schwangerschaftswoche eine Gefahr von 90 Prozent, dass das Kind geschädigt wird. Bis zur 17. Schwangerschaftswoche kann das ungeborene noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 11 bis 33 Prozent eine Embryopathie entwickeln, nach der 17. Woche besteht noch eine Gefahr von vier Prozent. Daher ist die Untersuchung auf Röteln ein fester Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge.
Eine Infektion mit Röteln hat oft ein sehr uncharakteristisches Auftreten und wird oft nicht sofort erkannt. In der Untersuchung des Blutes fällt eine erhöhte Zahl an weißen Blutkörperchen auf (Leukozytose). Mit dem Auftreten des Ausschlags können auch spezifische Antikörper gegen das Rötelnvirus im Blut nachgewiesen werden. Diese Antikörper verbleiben jedoch nach einer Infektion lebenslang im Körper, somit muss deren Nachweis im Blut nicht unbedingt auf eine akute Infektion hinweisen. Im Zweifelsfall kann deshalb die Diagnose Röteln erst 14 Tage nach Auftreten des Ausschlags durch einen Vergleichstest gesichert werden.
Die Diagnose einer Rötelnempbryopathie stellt der Arzt anhand pränataler Untersuchungen. Mit dem Einverständnis der Mutter kann anhand pränataler Diagnostik, wie beispielsweise durch eine Blutentnahme aus der Nabelschnur oder einer Untersuchung des Fruchtwassers, untersucht werden, ob Antikörper im Blut des Embryos vorhanden sind und das ungeborene Kind sich somit mit dem Virus infiziert hat.
Der Ausschlag bei Röteln kann zunächst auch leicht mit Masern oder Scharlach verwechselt werden. Hier treten jedoch die für Röteln typischen Lymphknotenschwellungen nicht so charakteristisch in Erscheinung. Auch andere Viruserkrankungen wie Dreitagefieber oder Ringelröteln sollten ausgeschlossen werden.
Da Röteln durch Viren verursacht werden, kann eine Therapie nur symptomatisch erfolgen. Bei Schmerzen oder Fieber können fiebersenkende Mittel, wie Paracetamol oder Ibuprofen gegeben werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass das Kind viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Gegen den Juckreiz auf der Haut können so genannte Antihistaminika gegeben werden. Von Röteln betroffene Kinder sollten außerdem Bettruhe einhalten. Die Betroffenen sind immer zu isolieren, um zu verhindern, dass sich weitere Personen mit dem sehr ansteckenden Virus infizieren. Die Isolierung dauert so lange, bis der Hautausschlag verschwunden ist.
Ein Medikament gegen das Virus gibt es nicht, es existiert jedoch eine aktive Impfung, die von der STIKO, der ständigen Impfkommission des Robert Koch Institutes, für alle Kinder empfohlen wird. Sie wird im Normalfall zusammen mit der Masern- und Mumpsimpfung ab dem 12. Lebensmonat gegeben und mit etwa fünf Jahren wiederholt. Diese Impfung soll vor allem das Auftreten von Röteln in der Schwangerschaft verhindern, was nur durch eine konsequente Schutzimpfung der gesamten Bevölkerung erreicht werden kann.
Es ist deshalb sehr wichtig vor einer geplanten Schwangerschaft zu überprüfen, ob eine Immunität der Frau gegen das Rötelnvirus besteht. Ist dies nicht der Fall sollte eine Impfung durchgeführt werden.
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei einer Schwangeren wird dann anhand einer sogenannten Titerbestimmung überprüft, wie viele Antikörper gegen Röteln vorliegen. Der Titer sollte nicht unter 1:8 liegen. Ein ausreichender Schutz gegen Röteln besteht bei einem Titer von 1:32 oder höher. Hat die Schwangere keinen Schutz und es bestand Kontakt zu einer mit Röteln infizierten Person, können innerhalb von 48 Stunden sogenannte Hyperimmunglobuline gegeben werden, die sich gegen das Virus richten.
Treten im laufe der Erkrankung keine Komplikationen auf, heilt die Röteln-Infektion von selbst und ohne Folgen wieder aus. Hat man die Krankheit einmal durchgemacht, besteht ein lebenslanger Schutz vor einer erneuten Infektion. Im Falle einer Rötelninfektion in der Schwangerschaft kann die Erkrankung jedoch bleibende Schäden beim ungeborenen Kind verursachen. Für die werdende Mutter ist die Rötelninfektion weitestgehend ungefährlich.
Letzte Aktualisierung am 09.03.2021.