Der Bewegungsdrang des Kindes ist fast nicht mehr zu bremsen. Die Kleinen toben fast den ganzen Tag und sollten daher immer unter Beobachtung stehen. Sie sind zwar schon ziemlich sicher auf den Beinen, aber die Übung fehlt noch etwas und deswegen kommt es immer mal wieder dazu, dass die Kinder hinfallen und sich eventuell dabei weh tun. Mit einundzwanzig Monaten sollte das Kind in der Lage sein, Treppen mit Hilfe eines Geländers steigen zu können. Es gelingt ihnen auf Stühle zu klettern und mit beiden Beinen gleichzeitig in die Luft zu springen. Die Geschicklichkeit der Hände verbessert sich zunehmend, es gelingt den Kindern einen Turm mit mehr als fünf Klötzen zu bauen und sie können Formen einer Formbox zuordnen. In diesen Monaten zeigt sich ob die Kinder Links-, oder Rechtshänder werden. Ungefähr achtzig Prozent werden zu Rechtshändern und zwanzig Prozent zu Linkshändern.
Die Kleinkinder können einen Buntstift in der Hand halten und malen gerne, anfangs nur wildes Gekritzel, aber mit der Zeit fangen sie an, auch Kreise und andere Formen zu malen. Anhand der Bilder lässt sich gut verfolgen, wie die Motorik sich stetig verbessert. Die meisten Kinder brauchen trotz des hohen Bewegungsbedarfs bald nicht mehr so viel Schlaf wie bisher. Wenn die Kinder nachts nicht mehr durchschlafen, kann es auch daran liegen, dass sie tagsüber zu viel schlafen. Die Eltern können dann den Mittagsschlaf verkürzen, auf ungefähr ein bis anderthalb Stunden, so ist das Kleinkind dann abends wieder ausreichend müde. Gegen Ende des zweiten Lebensjahres brauchen die meisten Kinder gar keinen Mittagsschlaf mehr.
Neben den sichtbaren äußeren Anzeichen für den körperlichen Fortschritt, findet vor allem in der Psyche des Kindes eine Weiterentwicklung statt. In dem Alter realisieren die meisten Kinder, dass sie eigenständige Personen sind. Das „Ich-Bewusstsein" wird immer stärker. Bald sind die wichtigsten Wörter der Kleinen „Ich" und „meins". Ob ein Kind ein weit entwickeltes „Ich-Bewusstsein" hat, oder nicht, lässt sich mit einem wissenschaftlichen Test herausfinden. Dieser Test nennt sich Rouge-Test. Hier werden die Kinder vor einen Spiegel gesetzt und dann erst mal beobachtet. Auch Säuglinge schauen sich gerne im Spiegel an, allerdings nicht, weil sie sich selber dort erkennen, sondern weil sie die sich bewegenden Bilder gerne sehen. Um heraus zu finden, ob die Kinder nur von den Bildern oder von sich selbst fasziniert sind, testet man, indem ein roter Punkt unbemerkt auf den Spiegel aufgetragen wird, an der Position der Stirn oder der Backe des Kindes. Hat das Kind ein ausgeprägtes „Ich-Bewusstsein", fasst es sich selber an die Stirn, wo der rote Punk sein soll. Ist das nicht der Fall, versucht das Kleinkind den Punkt vom Spiegel zu wischen und zeigt, dass es noch nicht so weit entwickelt ist um zu verstehen, dass es sich selbst im Spiegel sieht.
Eine weitere Entwicklung, die zu diesem Zeitpunkt einsetzt, ist die Erkenntnis, wann das Kind aufs Töpfchen muss. Das Gehirn des Kindes ist in der Lage, dem Kind zu melden, wann die Blase voll ist. Was allerdings noch einiges an Übung erfordert, ist die Zeit abschätzen zu können. die dem Kind noch bleibt, um rechtzeitig aufs Töpfchen zu kommen. Auch wenn der Körper jetzt in der Lage is,t zu erkennen, wann es nötig ist, die Blase oder den Stuhl zu entleeren, gehen die Kinder nicht gleich auf das Töpfchen. Es dauert noch einige Zeit, bis Stuhl-, und Harndrang gut zu kontrollieren sind. Daher sollten die Eltern die Kinder niemals dazu zwingen oder zu sehr enttäuscht sein, wenn es nicht so schnell klappt. Zwanzig Prozent der vier jährigen Kinder brauchen noch eine Windel, von daher können Eltern gelassen reagieren, wenn es bei ihrem Kleinkind noch nicht so gut funktioniert.
Auch der Akt an sich, aufs Töpfchen zu gehen, ist für die Kinder eine Umstellung. Oft empfinden sie es zu Anfang als unangenehm, teilweise haben sie sogar etwas Angst davor. Dieser Lernprozess sollte daher mit viel Lob und spielerisch gemeistert werden.
Die Kommende Zeit ist geprägt von „Zwei-Wort-Sätzen" und der „Wortschatzexplosion". Die „Zwei-Wort-Sätze" entstehen jetzt, da das Kind allmählich begreif, welche Wörter als Frage-, Antwort-, oder Besitzanzeige zu gebrauchen sind. Es fängt an, Wörter zu kombinieren, die vollkommen eigenständig sind und jeweils ihre eigene Bedeutung haben. So entstehen dann schnell die ersten Fragen wie zum Beispiel, „Wo Mama?". Wenn die Kinder sich im Spiegel entdecken, nennen sie sich beim Namen, ebenso, wenn sie jemand anderen darin entdecken.
Besonders beliebt ist immer noch das Wort „Nein" bei den Kleinen, es bereitet ihnen regelrecht Spaß, zum Beispiel jede Frage mit „Nein" zu beantworten. Wenn die „Zwei-Wort-Sätze" erst mal gebildet werden, kommt es zur „Wortschatzexplosion". Das bedeutet, dass die Kleinen bis zu neun neue Wörter pro Tag lernen. Die meisten der Wörter sind anfangs noch kaum verständlich, denn deren Aussprache muss erst noch erlernt werden. Um sich selber zu helfen vereinfachen die Kinder meistens die Wörter erst mal und lernen dann, im Laufe der Zeit, sie richtig auszusprechen.
Das, was das Kind ausspricht, ist nicht mehr an Abläufe gebunden, die gerade und direkt vor ihm passieren. Das bedeutet, dass das Kind in seinem Kopf eine eigene Vorstellung entwickelt. Eine weitere Neuerung ist, dass die Kleinen um Hilfe bitten, wenn sie etwas nicht hinbekommnen. Das lässt darauf schließen, dass die Selbstwahrnehmung und die Selbsteinschätzung immer besser werden.
Die Kinder sind nun in ihrer Trotzphase, das heißt, sie probieren ständig aus, wie weit sie gehen können, bis die Eltern mit einem striktem „Nein" reagieren. Obwohl die Kinder so viel Eigenständigkeit mit ihrem Willen simulieren, sind sie immer noch sehr von den Bezugspersonen abhängig. Sie folgen den Eltern immer überall hin und sind unglücklich, wenn man sie alleine lässt. Kinder, die in eine Spielgruppe gehen, spielen bis jetzt noch eher mit sich als mit den anderen. Ein Kind in diesem Alter kann sich bis zu einer viertel Stunde mit sich selbst beschäftigen. Spielzeug mit anderen zu teilen fällt ihm noch sehr schwer.
Ein richtiger Sprung in der sozialen Entwicklung des Kindes ist zu beobachten, wenn das Kind anfängt mit jemand anderem als sich selbst zu spielen. Plötzlich fangen die Kleinen an, zum Beispiel den Ball, der ihnen zu gerollt wurde, wieder zurück zurollen. Das erste soziale Spiel ist so entstanden. Bald fangen die Kinder an, Rollenspiele zu spielen, zum Beispiel spielen sie ein Tier nach und verhalten sich dann wie dieses. Dabei schaffen sie sich eine ausgedachte Welt, so dass der Teppich zum Beispiel zum Schlafplatz wird und die Nahrung mit dem Mund, anstatt mit den Fingern gegessen wird.
Die Kinder sind in der Lage vom Löffel zu essen und aus einer Tasse zu trinken, ohne zu kleckern. Sie teilen ihren Eltern mit, dass sie hungrig oder durstig sind. Und manchmal sagen sie auch schon Bescheid, wenn sie aufs Töpfchen müssen. Leider haben die Kinder immer noch kein Verständnis für Gefahren und sollten möglichst immer unter Beobachtung stehen.
Die motorische Entwicklung wird über das Spielen immer weiter gefördert. Die Kleinen sollten möglichst viel im Freien verbringen, denn das stärkt die Muskulatur. Außerdem ist Sonnenlicht nötig, um die Knochen zu festigen und wachsen zu lassen. Beim Spielen sollte den Kindern Freiheit gelassen werden, damit sie neues entdecken und selbständig Aufgaben lösen lernen. Andererseits sollten ihnen Grenzen und Ziele gesetzt werden, was es für die Eltern nicht immer einfach macht, das richtige Maß von allem zu finden.
Eltern können ihre Kinder fördern mit Spielen, wie Gegenstände aus Schachteln ein und ausräumen, oder Perlen auf eine Schnur auffädeln. Die Kinder können auch zueinander passende Bildelemente ordnen, das fördert nicht nur die motorische Geschicklichkeit sondern auch die Konzentration. Allerdings sollten die Erziehungsberechtigenten aufpassen, dass dem Kind nicht zu viele neue Situationen oder Gegenstände gezeigt werden, denn die Kleinen können dann überfordert sein und unkonzentriert werden.
Letzte Aktualisierung am 28.10.2009.