Otitis media, die Mittelohrentzündung, ist eine sehr verbreitete Krankheit im Kindesalter und verursacht starke Schmerzen, ein allgemeines Krankheitsgefühl oftmals begleitet von Fieber. Sie kann durch Viren oder Bakterien verursacht werden und ist sehr häufig eine Folgeerscheinung von Infektionskrankheiten im Hals-Nasen-Bereich.
Das Mittelohr liegt zwischen Trommelfell und Innenohr. Es ist ein Hohlraum, in dem sich auch der Hammer, Amboss und Steigbügel, die sogenannten Gehörknöchelchen, befinden. Diese dienen als Schallleitungsorgane zwischen Außenwelt und Innenohr. Das Mittelohr ist mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden. Bei Erkältungen mit Schnupfen können Viren und Bakterien im Mittelohr eine Entzündung verursachen. Aber auch bei Polypen oder einem verletzten Trommelfell kommt es oftmals zu einer Mittelohrentzündung.
Das Kind klagt über starke Ohrenschmerzen und über ein Pochen oder Klopfen im Ohr. Meist hat es Fieber, hört schlecht und fühlt sich müde und schlapp. Sind die Nebenhöhlen des Kindes durch einen Schnupfen zusätzlich entzündet, bekommt es schlecht Luft und kann nicht gut durch die Nase atmen. Im Verlauf einer Mittelohrentzündung kann das Trommelfell reißen, dann kommt es zum Ausfluss eines meist blutigen Sekrets aus dem Ohr. Für gewöhnlich heilt die Verletzung des Trommelfells ohne Komplikationen nach einigen Tagen, spätestens nach zwei Wochen, wieder ab.
Im schlimmsten Falle geht die Entzündung auf den Warzenfortsatz des Schädels über und verursacht dort eine Mastoiditis. Diese erkennt man an der Schwellung hinter dem betroffenen Ohr und der abstehenden Ohrmuschel. Die Mastoiditis muss auf alle Fälle ärztlich behandelt werden, da die Entzündung sonst auf die Hirnhäute übergreifen kann.
Leidet ein Kind an wiederkehrenden Polypen, die immer wieder eine Mittelohrentzündung auslösen, sollten diese entfernt werden.
Treten die oben benannten Beschwerden auf, wird ein Arzt eine Otoskopie durchführen. Dies ist die Spiegelung des Ohres, damit das Trommelfell begutachtet werden kann. Bei einer Entzündung ist das Trommelfell gerötet, vorgewölbt und oftmals eingerissen. Handelt es sich um eine chronische Mittelohrentzündung, sollte ein Hörtest durchgeführt werden, damit festgestellt werden kann, ob das Gehör des Kindes dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Differenzialdiagnostisch muss abgeklärt werden, ob es sich um eine Mittelohrentzündung oder einer Entzündung des Außenohres handelt. Hierbei ist die Ohrmuschel meist stark gerötet.
Bei Fiebererkrankungen im Kindesalter in Kombination mit Kopfschmerzen, Müdigkeit und Ohrenschmerzen kann eine Hirnhautentzündung vorliegen. Bei Verdacht auf eine Meningitis wird der Arzt Hirnwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal im Lendenwirbelsäulenbereich entnehmen und untersuchen.
Kinder mit Mittelohrentzündung sollten viel trinken. Um die Beeinträchtigung der Nasenatmung zu verbessern, können Nasentropfen oder Nasensprays verwendet werden. Bei starken Schmerzen dürfen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol dem Kind gegeben werden. ASS-haltige Schmerzmittel sind für Kinder bei Mittelohrentzündung nicht geeignet, da sie das Reye-Syndrom auslösen können. Hierbei handelt es sich um eine Schädigung des Gehirns mit zusätzlich starker Degeneration der Leber. Die Krankheit endet in 25% der Fälle tödlich.
Bei Mittelohrentzündungen verschreibt der Arzt meist ein Antibiotikum. Der virale Infekt kann mit einem Antibiotikum nicht behandelt werden. Da dieser oftmals gleichzeitig mit einer bakteriellen Entzündung einhergeht, kann das Antibiotikum die Bakterien abtöten und somit den Krankheitsverlauf entscheidend verbessern.
Bei chronischen Mittelohrentzündungen führen Ärzte oft ein kleines Röhrchen in den Eustachischen Kanal des Mittelohres. So wird dies besser belüftet und Flüssigkeitsansammlungen können besser abfließen. Auch wird ein kleiner Einschnitt des Trommelfells vorgenommen, damit die Flüssigkeit abgesaugt werden kann. Das Trommelfell heilt schnell von alleine wieder zusammen.
Letzte Aktualisierung am 23.08.2012.