Wer schon einmal über den Kopf eines Säuglings oder Kleinkindes gestreichelt hat, wird sich gewiss an eine Art Loch in der Schädeldecke erinnern können. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Fontanelle, die in ihrem Ursprung weit zurück im evolutionären menschlichen Verlauf zu finden ist. Auch wenn es sich wie ein Loch anfühlt, stellt die Fontanelle eigentlich einen Spalt in der Schädeldecke des Babys dar und erfüllt die Funktion, den Geburtskanal der Mutter ungehindert passieren zu können. Die Fontanelle scheint den wissenschaftlichen Ausführungen zufolge mit dem Zeitpunkt entstanden zu sein, als der Mensch einen aufrechten Gang einnahm und folglich die Beckenknochen eine andere Form entstehen lassen mussten. Bis heute hat sich nichts daran geändert und folglich werden nach wie vor die Kinder mit den verschiebbaren Schädelknochen geboren. Im Laufe der ersten beiden Lebensjahre schließt sich die Fontanelle nach zu nach und wird somit zu einer durchgängigen verschlossenen Schädeldecke.
Bei einer etwas genaueren Betrachtung handelt es sich bei der Fontanelle nicht nur um eine, sondern gleich um sechs unterschiedliche Fontanellen. Aufgeteilt sind diese in der großen Fontanelle (auf dem Vorderkopf oberhalb der Stirn) und der kleinen Fontanelle (am Ende des Schädeldachs), sowie vier kleinere Weichstellen, die sich seitlich am Schädel befinden. Während die vordere Fontanelle einem Rhombus ähnelt, zeigt sich die hintere eher als Dreieck, obwohl man beim Betasten eigentlich das Gefühl einer kreisrunden Öffnung spürt. In den Größen zeigen sich die Fontanellen zwischen der Größe eines Cent-Stückes bis zu einem Durchmesser von 4,5cm. Wie rasch die Fontanellen sich verschließen ist von Kind zu Kind unterschiedlich, allerdings ist der Prozess in der Regel bis zum Alter von zwei Jahren vollständig abgeschlossen.
Die Frage, woher die Fontanellen ihren Namen haben, ist recht einfach zu beantworten, denn übersetzt heißen sie „kleine Quellen". Quellen deshalb, weil man bei einem Säugling den Puls dort sehr gut spüren und auch sehen kann. Letzteres besonders dann, wenn das Baby aufgeregt ist oder stark weint. Hinsichtlich der Verletzungsgefahr sollte man tatsächlich sorgsam in den ersten beiden Lebensjahren des Babys damit umgehen und sowohl ein starkes Drücken als auch Stöße an dieser Stelle vermeiden. Für den Arzt stellt übrigens die Fontanelle (zumeist wird in Einzahl davon gesprochen) ein wichtiges Merkmal für die kindliche Entwicklung dar. Stellt er beim Untersuchen fest, dass die dort befindlich Membran vorgewölbt ist oder die Fontanelle einen „eingefallenen" Zustand aufweist, deutet das in den meisten Fällen auf eine Unstimmigkeit in der Entwicklung oder dem derzeitigen Gesundheitszustand hin, die der Arzt näher untersuchen wird.
Letzte Aktualisierung am 16.12.2009.